Tandem – In welcher Sprache träumst Du?
Frankreich, Deutschland, Belgien 2024, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Claire Burger
Darsteller: Josefa Heinsius, Lilith Grasmug, Nina Hoss
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Wendungsreiche Coming-of-Age-Geschichte
Austauschschülerinnen
„Tandem – In welcher Sprache träumst du?” von Claire Burger
Viele Jugendliche ticken heutzutage anders als der Großteil ihrer Elterngeneration, und das ist auch gut so. Denn vielen von ihnen ist bewusst, dass es schon längst nicht mehr fünf vor Zwölf ist, und dass wir unseren Umgang mit dem Planeten Erde radikal ändern müssen, wenn wir auch noch in ein paar Jahrzehnten als Spezies Mensch darauf existieren wollen. Um all das geht es auch ein Stückweit in Claire Burgers („Euch zu lieben ist mein Leben“) neuem Film „Tandem – In welcher Sprache träumst du?“, der seine Weltpremiere im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale feierte, wo er allerdings bei den Preisvergaben leer ausging. Eingebettet ist das Ganze in die Geschichte um ein Austauschprogramm am Gymnasium, mit dem die beiden betroffenen Personen zunächst beide nicht sonderlich glücklich sind. Fanny (Lilith Grasmug) ist nach Leipzig gekommen, um dort von ihrer deutschen Austauschschülerin Lena (Josefa Heinsius) in die deutsche Lebensart eingeführt zu werden. Es ist allerdings Lenas Mutter Susanne (Nina Hoss), die Fanny vom Bahnhof abholt – denn Lena ist gerade wieder damit beschäftigt, auf die eine oder andere Weise die Menschheit zu retten. Susanne ist noch immer nicht über die Trennung von ihrem letzten Partner hinweggekommen, und auch Fanny ist nicht wirklich begeistert, in Leipzig zu sein, zumal sie sich geflissentlich weigert, Deutsch zu sprechen. Als Lena allerdings davon erfährt, dass Fanny eine von ihrer Familie verleugnete Halbschwester hat, die sich in Frankreich in einer radikalen antifaschistischen Gruppe engagiert, werden die beiden jungen Frauen doch noch Freundinnen – und entdecken auch ihre sexuelle Begierde füreinander. Als Lena dann einige Zeit später zum Gegenbesuch nach Strasbourg reist, wollen sich die beiden dort gemeinsam auf die Suche nach der mysteriösen Schwester begeben.
Claire Burgers Film präsentiert eine Coming-of-Age-Geschichte unserer Tage, die auch vom mitreißenden Spiel der beiden noch weitgehend unbekannten jugendlichen Protagonistinnen lebt. Die in Paris geborene Lilith Grasmug kann man schon aus „Passagiere der Nacht“ kennen, wo sie an der Seite von Charlotte Gainsbourg spielte, für die Deutsche Josefa Heinsius markiert dieser Film ihr Debüt vor der Kamera. Darüber hinaus sind aber auch die erwachsenen Rollen hochkarätig besetzt, Nina Hoss respektive Chiara Mastroianni spielen die jeweiligen Mütter der beiden jungen Frauen. Die Spannung erwächst aus der Tatsache, dass Vieles zunächst im Mysteriös-Verborgenen bleibt und man als ZuschauerIn auch erst nach und nach die eigentlichen Hintergründe offenbart bekommt. Zwischenzeitlich hängt das Ganze zwar ein wenig durch, aber Burger eröffnet immer wieder neue Blickwinkel und Themenkomplexe, so dass man schnell wieder zurückfindet in die Lebensrealität dieser jungen Menschen zwischen Deutschland und Frankreich. Auch die Tatsache, dass munter zwischen den beiden Sprachen sowie Englisch gewechselt wird, hat einen zusätzlichen Reiz.
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