
Stromberg – Wieder alles wie immer
Deutschland 2024, Laufzeit: 95 Min., FSK 12
Regie: Arne Feldhusen
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, Oliver Wnuk
Papas zweiter Kinoauftritt
Link, inkompetent, grandios
„Stromberg – Wieder alles wie immer“ von Arne Feldhusen
Würde Bernd Stromberg für eine TV-Filmproduktionsfirma arbeiten, hätte er sicherlich kein Problem damit, ein erfolgreiches Serienformat aus dem Ausland zu stibitzen und das Konzept als sein eigenes zu verkaufen. Urheberrechtliche Konflikte? Ach was: Stromberg versteckt sich hinter seinen Bürorollos, da kann ihm nichts passieren. Und was er hier anstellt, das wird da draußen schon keiner mitkriegen. Und falls doch: rumschwurbeln. Lass den Papa mal machen!
Natürlich arbeitet Bernd Stromberg nicht fürs Fernsehen, sondern ist Ressortleiter für Schadensregulierung der Capitol Versicherung AG. Und er ist Held einer erfolgreichen deutschen Fernsehserie aus den Jahren 2004 bis 2012. Produziert wurde „Stromberg“ von der Brainpool TV GmbH, die dabei ganz offenkundig von der BBC-Serie „The Office“ abgekupfert hatte. In Staffel 1 wurde allerdings „versäumt“, darauf hinzuweisen – urheberrechtlich schwierig. Nun, man einigte sich, und während es die britische Serie von Ricky Gervais und Stephen Merchant auf zwei Staffeln plus zwei Weihnachtsfolgen schaffte, ging „Stromberg“ mit stolzen fünf Staffeln in die Erfolgsserie. Hätte Stromberg für Brainpool gearbeitet, wäre er für die anfängliche Urheberrechtsverletzung am Ende mit Lorbeeren überschüttet worden. Dies wiederum wiederfuhr – tatsächlich und zu Recht –Autor Ralf Husmann, der die Serie hierzulande adaptierte und noch einmal einen neuen Kosmos schuf, mit viel Raum für Originäres in der Adaption. Gefühlt passt dieses Storykonzept ohnehin am besten nach Deutschland: Bernd Stromberg braucht den geordneten, spießigen, hierarchischen, bürokratischen Überbau, durch den er sich mit plumper Hinterlist mehr oder weniger erfolgreich durchfuchst – egozentrisch, feige und fachlich inkompetent. Und grandios besetzt mit Christoph Maria Herbst, der hier gemeinsam mit Bjarne „Bert“ Mädel seinen Durchbruch feierte.
„Stromberg“ ist die einzige Variante im weltweiten „Office“-Kosmos, die auch den Sprung auf die Leinwand wagt. Die Crowdfunding-Produktion „Stromberg – Der Film“ erreichte 2014 über eine Millionen Kinozuschauer und spielte die Kosten ein. Die Kritiken waren überwiegend positiv, wenngleich die Komödie darunter litt, dass sie Stromberg samt Kollegium aus bewährten Gefilden herausholte und auf Jubiläumsfeier in ein abgelegenes Hotel schickte. Das ist über weite Teile weniger komisch, vor allem der Rahmen hält den Film amüsant zusammen: Während sich Stromberg anfangs noch gegen die Feier sträubt, erwächst er am Ende innerhalb der Capitol medienwirksam zum Rebellen und landet bei seinem Kampf, den er nach außen gegen den Kapitalismus, in Wahrheit, wie immer, vor allem für sich selbst ficht, gar in der Politik: Berndt Stromberg bekommt einen Posten bei der SPD! Jetzt, 11 Jahre später, erfahren wir, wie es ihm und allen anderen heute geht. Nicht nur die SPD ist nicht mehr dieselbe, auch gesellschaftlich ist allerhand passiert. Also genug Futter dafür, Stromberg und seine Belegschaft zu einer „klassischen Familienfeier“ zusammenzuführen. Und die wird sicherlich alles andere als feierlich. Gott sei Dank.

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