Das Kanu des Manitu
Deutschland 2025, Laufzeit: 88 Min., FSK 6
Regie: Michael Bully Herbig
Darsteller: Michael Bully Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian
>> constantin.film/kino/das-kanu-des-manitu/
Gelungene Fortsetzung der erfolgreichen Genreparodie von 2001
Im Herzen Apache
„Das Kanu des Manitu“ von Michael Herbig
Was war da los im Jahr 2001 auf den deutschen Leinwänden, als sich knapp 12 Millionen Zuschauer:innen über „Der Schuh des Manitu“ beömmelten. Als Michael Herbig liebevoll die Karl May-Verfilmungen der 1960er Jahre persiflierte. Etwaige Kritik von Pierre Brice & Co., wonach sich die Komödie über Amerikas Ureinwohner lustig mache, war letztlich ein Schuss nach hinten, denn Herbig karikiert hier ja keine Indigenen, sondern persiflierte die Karl May-Verfilmungen der 1960er Jahre. Und vielmehr Letztere waren es ja gewesen, die sich verklärt den Apachen angenähert hatten – wenn, dann wäre also hier Kritik am richtigen Platz gewesen.
Wie auch immer: Jetzt, 24 Jahre später, kredenzt Herbig die Fortsetzung, und obwohl er es weniger nötig hat als er wohl selbst denkt, nimmt er sich die political correctness durchaus zu Herzen und setzt hier diesbezüglich gelungen manche Pointe – ohne sich dabei Stimmung und Spielfreude verderben zu lassen. Ganz am Schluss wird es dann gar noch so richtig ehern und feierlich. Drum herum schafft Herbig es mühelos, die Seele des ersten Teils ins Jahr 2025 zu transportieren. Insgesamt ist das alles nicht mehr so frisch wie damals, aber man wird direkt abgeholt und kann „Das Kanu des Manitu“ gut gelaunt runterschauen – so man grundsätzlich affin aufgestellt ist.
Was diesmal passiert: Eine Gangsterbande, diesmal mit weiblichem Boss (Jessica Schwarz), schiebt Abahachi (Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) allerlei Verbrechen unter. Die Blutsbrüder werden in der Folge vom kernigen Sheriff (Friedrich Mücke) und sächselnden Deputy (Rick Kavanian) gejagt. Dimitri (auch Kavanian) eröffnet derweil seine zweite Taverne, wo Mary (was bieder: Jasmin Schwiers) anheuert. Und Winnetouch? Der unterhält inzwischen eine „Rumba Ranch“. Am Ende verschlägt es die gesamte Bagage zum „See ohne Wiederkehr“, wo das legendäre Kanu des Manitu gefunden werden will.
Wie schon im ersten Teil, bleibt Herbigs Komödie unter einer Laufzeit von 90 Minuten. Das ist gut – so bleibt alles knackig, die Pointendichte gewahrt und Kurzweil garantiert. Die Außenaufnahmen wurden diesmal nicht nur in Südspanien gedreht, sondern auch in New Mexico, und das macht optisch durchaus mehr her. Größte Enttäuschung ist die Besetzung der wunderbaren Jessica Schwarz, die hier sichtlich unterfordert ist und deren Rolle vernachlässigt wird. In keinem Moment erreicht die Oberschurkin die Präsenz eines Santa Maria (Sky du Mon). Während sich Winnetouch vergleichsweise rarmacht, bekommt Dimitri diesmal mehr Spielzeit zugesprochen. Wer schon im ersten Teil wenig über seine ewigen Wortverdreher lachen konnte, muss also noch mehr Däumchen drehen. Und natürlich vermissen wir die meisterhaften, liebenswerten Musical-Choreos von einst, auf die hier leider verzichtet wurde. Stattdessen ömmelt diesmal Stefan Raab mit gut gelauntem Songgut aus dem Off die Stimmung auf. Doch auch das passt.
Tempo, Herz, Detailfreude: Schön, dass Michael Herbig einen zweiten Teil nachschiebt. So, wie es sehr wahrscheinlich zu begrüßen ist, dass er die Fortsetzung nicht schon damals direkt im Anschluss heruntergedreht hat. Und so gibt es viel zu lachen in diesem heißen Sommer, und die Hütte wird voll. Das ist doch prima.
(Hartmut Ernst)
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Am Puls der Zeit
Das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Festival 09/25
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
„Die Filme nehmen eine klare Haltung ein“
Direktor Jakob Gatzka über das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Interview 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Sommerkino als Filmarchiv
Kollektives Gedächtnis statt Konserve – Vorspann 08/25
Kinofest-Test
Lünen als Versuchslabor für die Kinozukunft – Vorspann 07/25
Mikrodramen vs. Spielfilm
Was können Kinos gegen die Schnipselflut tun? – Vorspann 06/25
Arbeitskampf und Dekolonisation
Das IFFF 2025 in Dortmund und Köln – Festival 04/25
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
22 Bahnen
Start: 4.9.2025
Beule – Zerlegt die Welt
Start: 11.9.2025
Kill the Jockey
Start: 18.9.2025
Miroirs No. 3
Start: 18.9.2025
One Battle After Another
Start: 25.9.2025
Das tiefste Blau
Start: 25.9.2025
Karla
Start: 2.10.2025
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24