Sommer ´04
Deutschland 2006, Laufzeit: 97 Min.
Regie: Stefan Krohmer
Darsteller: Martina Gedeck, Peter Davor, Robert Seeliger, Svea Lohde, Lucas Kotaranin, Nicole Marischka, Gábor Altorjay, Michael Benthin
Die Atmosphäre ist entspannt im Ferienhaus an der Ostsee. Miriam, ihr Lebensgefährte André, der 15jährige Sohn Nils und dessen 12jährige Freundin Livia gewähren einander jeglichen Freiraum, schließlich hat man sich – das wird schnell deutlich – auf bedingungslose Toleranz den Wünschen der Anderen gegenüber als Lebensmaxime verständigt. So gibt Nils den abgeklärten Freigeist und André den nüchternen Analytiker, als Livia mit dem rund 25 Jahre älteren Bill flirtet und bei ihm übernachten möchte. Nur bei Miriam regt sich ihr Verantwortungsgefühl als Aufsichtsperson. Zugleich aber kann sie ihr eigenes Interesse an dem attraktiven Fremden und damit ihre Eifersucht auf die junge Konkurrenz nicht verhehlen. Als Familiendrama konzipiert fügt "Sommer '04" das Lolita-Motiv in den Rahmen einer freien Lebensgemeinschaft, beleuchtet Grenzen und Zwickmühlen dieser Form des Miteinanders und führt sie als seelenloses Nebeneinander vor. Toleranz gleicht Desinteresse, unterlassene Einmischung nicht selten einer Flucht aus der Verantwortung. Emotionen kämpfen sich nur kontrolliert einmal an die Oberfläche, so etwa wenn Martina Gedeck ein nervöser Blick genügt, um Miriams Regungen anzudeuten. Unverbindlich und distanziert wie die Figuren ist auch die Inszenierung von Regisseur Stefan Krohmers nach "Sie haben Knut" zweitem Kinospielfilm angelegt. Warme Urlaubsbilder kontrastieren mit kühlen Charakteren und bewusst formelhaften Dialogen. Erkenntnisreiche Worte klingen hohl wie strapazierte Komplimente und sind ganz offenkundig dem Hohn des Zuschauers preisgegeben. Als oberstes Prinzip hat das langjährige Duo Krohmer/Nocke hier sicher nicht die Glaubwürdigkeit ausgegeben. Ihr Film wirkt so konstruiert wie die Ideologie, von der er erzählt. "Sommer '04" ist eine überspitzte Studie, die emotional kalt lässt. Die spannungsvollsten Momente erwachsen aus der stillen weiblichen Konkurrenz zwischen selbstsicherer Reife und unbekümmerter Jugend.
(Kirsten Dyrda)
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Am Puls der Zeit
Das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Festival 09/25
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
„Die Filme nehmen eine klare Haltung ein“
Direktor Jakob Gatzka über das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Interview 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Sommerkino als Filmarchiv
Kollektives Gedächtnis statt Konserve – Vorspann 08/25
Kinofest-Test
Lünen als Versuchslabor für die Kinozukunft – Vorspann 07/25
Mikrodramen vs. Spielfilm
Was können Kinos gegen die Schnipselflut tun? – Vorspann 06/25
Arbeitskampf und Dekolonisation
Das IFFF 2025 in Dortmund und Köln – Festival 04/25
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Kill the Jockey
Start: 18.9.2025
Miroirs No. 3
Start: 18.9.2025
One Battle After Another
Start: 25.9.2025
Das tiefste Blau
Start: 25.9.2025
Karla
Start: 2.10.2025
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Amrum
Start: 9.10.2025