
Rückkehr nach Ithaka
Großbritannien, Italien, Griechenland, Frankreich 2024, Laufzeit: 116 Min., FSK 16
Regie: Uberto Pasolini
Darsteller: Ralph Fiennes, Juliette Binoche, Charlie Plummer
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Homers antikes Heldenepos als Parabel über die Sinnlosigkeit des Krieges
Homer trifft Shakespeare
„Rückkehr nach Ithaka“ von Uberto Pasolini
Schon der Stummfilm entdeckte 1911 Homers „Odyssee“ für das Kino. Im Lauf der Zeit entstanden immer wieder neue filmische Versionen des Heldenepos, von denen vor allem Mario Camerinis Verfilmung (1954 mit Kirk Douglas) Kultstatus erreichte. Nun gelingt es dem vom Investmentbanker zum Filmemacher „konvertierten“ Uberto Pasolini – einem Großneffen von Luchino Visconti (!) – der antiken Vorlage neue Reize abzugewinnen: Nicht Schlachten und Abenteuer stehen im Mittelpunkt der Handlung, sondern die Rückkehr Odysseus (Ralph Fiennes) in sein Königreich, wo Penelope (Juliette Binoche) nach 20 Jahren immer noch auf seine Rückkehr hofft. Während das Reich mehr und mehr zerfällt, muss sie sich zahlreicher Freier erwehren, die Odysseus Platz einnehmen und das Königreich an sich reißen möchten.
Vor allem durch die Zusammenarbeit mit seinem Co-Drehbuchautoren, dem britischen Dramatiker Edward Bond, der sich in seinen Theaterstücken (u.a. „Lear“) mit dem Werk und Leben William Shakespeares auseinandergesetzt hat, atmet „Die Rückkehr nach Ithaka“ mehr als einen Hauch der großen Königsdramen des „Schwans von Stratford-upon-Avon“.
So beginnt das Drama, als Odysseus geschundener Körper nach zehn Jahren Schlachtgetümmel in Troja und 10-jähriger Abenteuerfahrt durch die Ägäis – bei der er alle Freunde und Weggenossen verliert – nackt am Strand von Ithaka angespült wird. In die Lumpen eines Bettlers gehüllt macht er sich auf zu seinem Palast. Niemand außer seinem treuen Sklaven Eumaios, seiner Amme Eurykleia (Ángela Molina) und seinem alten Hund Argos, der zwanzig Jahre vor dem Burgtor auf ihn gewartet hat und nun bei seinem Anblick die Augen für immer schließt, erkennt ihn. Nicht mal Penelope und sein Sohn Telemachos. Penelope kann mittlerweile die immer ungeduldiger und aggressiver werdenden Freier mit ihren Ausreden nicht mehr hinhalten und verspricht jenem ihre Hand, der mit dem Bogen ihres Mannes einen Pfeil durch die „Augen“ von einem Dutzend hintereinander aufgestellten Axtköpfen schießen kann. Doch die Freier scheitern schon kläglich beim Spannen des Bogens. Nun schlägt die Stunde für Odysseus, der sich durch einen gelungenen Pfeilschuss zu erkennen gibt und mit den übrigen Pfeilen die Buhler niederstreckt.
Eine griechische Tragödie scheint in ein Happyend zu münden. Doch das Familien- und Psychodrama lässt noch viele Fragen offen. Fragen, die an Aktualität nichts verloren haben. „Für manche wird der Krieg zur Heimat“, sinniert der durch seine Erlebnisse traumatisierte Odysseus. Penelope fragt sich, ob Odysseus auch gemordet und vergewaltigt hat, wie all die anderen Männer um sie herum. So wird „Rückkehr nach Ithaka“ letztlich zu einer erschütternden Parabel über die Sinnlosigkeit des Krieges. Getragen von einem präzisen Drehbuch, einer einfühlsamen Regie, dem intensiven Spiel aller Darsteller und den stimmungsvollen Bildern von Marius Panduru, die uns förmlich in eine Welt eintauchen lassen, als würden wir selbst eine Zeitreise machen.

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