
Midnight Special
USA 2016, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Jeff Nichols
Darsteller: Michael Shannon, Jaeden Lieberher, Joel Edgerton
Sci-Fi-Thriller
Auf der Flucht
„Midnight Special“ von Jeff Nichols
Zwei Männer (Michael Shannon, Joel Edgerton) auf der Flucht. Gemeinsam halten sie sich in einem Motelzimmer versteckt. Ein Junge namens Alton (Jaeden Lieberher) ist bei ihnen. Es sitzt in dem Zimmer, unter einer Decke gehüllt, trägt Ohren- und Sichtschutz. Alton wird landesweit von Regierungsbeamten gesucht, denn der Junge besitzt rätselhafte Kräfte und Fähigkeiten. Auch eine gefährliche Sekte unter der Federführung eines obskuren Gurus (Sam Shepard) macht Jagd auf ihn. NSA-Agent Sevier (Adam Driver) versucht währenddessen, dem Jungen mit klarem Verstand und Kombinationsgabe auf die Schliche zu kommen.
Regisseur Jeff Nichols setzt ohne Umschweife ein. Die Jagd ist bereits mit der ersten Szene in vollem Gange und zieht den Zuschauer unmittelbar hinein ins Geschehen. Gehetzt verschlägt es die Gejagten durch die Nacht, von Station zu Station und zu letzten Verbündeten (Kirsten Dunst). Konfrontationen, Atempausen und allerlei bedrohliche Ereignisse bringen mit der Zeit Licht ins Dunkel. Der Thriller punktet mit Tempo, Zug und atmosphärischer Dichte. Nichols inszeniert vermeintlich unspektakulär, was wiederholt durch atemberaubende phantastische Elemente effektvoll durchbrochen wird. So kommt die Handlung nicht zur Ruhe. Bis diese düstere E.T.-Variante auf den letzten Metern in Vorhersehbarkeit verpufft. Es hapert am Spannungsbogen. Sobald Nichols nichts mehr zu erzählen hat und stattdessen versucht, den zuvor so atemberaubenden Drive mit halbgaren Actionkino zu füllen, verlässt ihn spürbar seine bewährte Kraft.
Ansonsten aber stimmt alles, und das macht den Film noch immer sehr lohnenswert. Nach seinem gefeierten Rachedrama „Shotgun Stories“, seinem beklemmend atmosphärischen internationalen Durchbruch „Take Shelter“ und dem Jugenddrama „Mud“ überzeugt Jeff Nichols am Ende auch mit „Midnight Special“. Oder sagen wir: am Anfang. Durch die Bedrohlichkeit, die atmosphärische Dichte, durch Montage und Storytelling, die allesamt seine Handschrift tragen. Nicht zuletzt beeindruckt die Besetzung: Michael Shannon, der auch die ersten zwei Spielfilme von Nichols stemmte, besticht bewährt durch sein wuchtig geerdetes Spiel und wirkt, nach jahrzehntelanger, bedeckter cineastischer Präsenz, noch immer angenehm unverbraucht. Kinderdarsteller Jaeden Lieberher („St. Vincent“) beschert mit seinem befremdlich unterkühlten Sprachgestus wiederholt Gänsehaut. Joel Edgerton („Der große Gatsby“, „The Gift“, „Jane Got a Gun“) ist schon wieder nicht wiederzuerkennen. Und Adam Driver überfliegt weiter munter die Genres („Frances Ha“, „Inside Llewyn Davis“, „Star Wars – Episode VII“). Und wenn Jeff Nichols seiner Geschichte beim nächsten Mal wieder ein wenig mehr Durchhaltevermögen gönnt, ist alles wieder gut.
(Hartmut Ernst)
Echt. Kino.
Gegen den KI-Videowahnsinn hilft nur ein Besuch im Kino – Vorspann 01/26
„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
Land ohne Kino-Geschichte
Geschlossene Zeitungsarchive verhindern eine umfassende lokale Kinoforschung – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
Mit dem Rotstift ans Kino
Förderkürzungen bedrohen die Filmfestivals im Ruhrgebiet – Vorspann 11/25
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
La Grazia
Start: 19.3.2026
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
A Useful Ghost
Start: 26.3.2026
Alpha
Start: 2.4.2026
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Vorspann 10/25
The Odyssey
Start: 16.7.2026
Woher kommt dieser Hass?
Fritz Bauer Forum Bochum: Unlimited Hope Film Festival mit Human Rights Film Awards – Festival 09/25
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Am Puls der Zeit
Das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Festival 09/25