Liebesleben
Deutschland 2007, Laufzeit: 114 Min., FSK 16
Regie: Maria Schrader
Darsteller: Neta Garty, Rade Serbedzija, Tovah Feldshuh, Stephen Singer, Ishai Golan, Aryeh Moskona, Caroline Silhol, Assi Dayan, Clara Khoury
Klassisches Thema neu inszeniert
Lane (11), 17.12.2007
Hi & hallo,
der Film zeigt eines der ewigen Themen der menschlichen Kultur: junge Frau liebt alten Mann, eingebunden in eine der üblichen Familientragödien.
Das Buch zum Film wurde vermutlich vor der Einführung von Mobiltelefonen geschrieben, die bekanntlich Beziehungsdramen drastisch verkürzen. In diesem Fall hätten mehrere gut verteilte Handys den Film und seine Konflikte von 114 Minuten auf ... sagen wir ... 45 Minuten zuzüglich höchstens 3,5 Minuten für die sehr kurzen erotischen Momente im Liebesleben der Yara reduziert.
Eine sehr sympathische Figur in diesem Film ist der Prof, der seine Studentin nachdrücklich daran erinnert, dass es auf diesem Planeten außer Beziehungs- auch noch ein paar Sachprobleme zu lösen gibt. Unvergesslich: Die Hand auf dem Rolltreppen-Handlauf.
Dennoch und insgesamt ein sehr sehenswerter Film.
sincerely yours, Lane
völlig verquast
elvis (77), 14.11.2007
Dieses schöne Wort fällt mir ein " verquast " ,soll heißen es entsteht keine intensive Atmosphäre, weil die Kamera Urlaubsquallität hat, es reihenweise belanglose Szenen gibt und die Musik eher einschläfert. Das Buch hat eindeutig mehr zu bieten.
Aber da das ganze ja im heiligen Land spielt, in dem ich ja zufälligerweise mal zwei Jahre gelebt habe, ist es auch nicht verwunderlich, das man einmal "weichgespühlt" hat :-)
Lebenslüge
Biggi (153), 13.11.2007
Der Film ist alles andere als ein Liebesfilm, er ist auch nicht erotisch. Er handelt von Obsessionen und nicht gelebtem Liebesleben. Die mir unbekannten Darsteller setzen das Thema hervorragend um. In einer Kritik steht, dass der Hauptdarsteller sein Hemd nicht ausziehen wollte, das ist auch gut so. Es geht nicht um das Begehren eines alternden Mann. Er ist satt und kann ihr Begehren nur mit Füßen treten. Warum wird am Ende des Films gezeigt. Der Grund ist zwar latent zwischen den Zeilen lesbar oder erlebbar, wird jedoch am Ende knallhart, schonungslos dem Betrachter an den Kopf geknallt und lässt ihn verstört, nachdenklich bis aufgelöst zurück. Sehr beeindruckendes und nachhaltiges Werk von Maria Schrader, meine Hochachtung.
Das Buch zum Film
Der Doc (14), 06.11.2007
In diesem Fall schreibe ich schon mal, bevor ich den Film ansehe. Wenn der Film genau so provokant und (für manche: lust- für andere ekel-)erregend ist, wie das Buch, wird es ein Film sein, der zum Fundus erotischer Filme gehört.
Ich erinnere mich noch gut an die tagelange Verstörtheit, als ich das Buch las. Nach den ersten 30 Seiten wollte ich es gelangweilt weglegen, nach 60 Seiten voll Verachtung an die Wand werfen und nach 100 Seiten schließlich kam ich ins Grübeln und Philosophieren, über mich und andere, über Macht- und Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Lust und Selbstzerstörung, halt über sehr vieles. Und dann konnte ich es bis zur letzten Seite nicht weglegen. Reizvoll war für mich auch, dass die Geschichte in Israel spielte. Aufgrund der ganzen Last unserer Geschichte konnte ich mir Israel irgendwie nicht als Ort von Lust oder gar einer SM-Geschichte vorstellen. Aber man lernt dazu...
Kurze Schilderung des Buches:
Eine junge Dozentin begegnet einem alten Mann, der eher unsympathisch, tyrannisch, rücksichtslos und unzuverlässig ist. Er schlägt sie demütigt sie, gibt sie seinen Freunden preis, bearbeitet sie wie ein Stück Dreck oder Vieh. Sie liebt ihn nicht, aber das Feuer des Begehrens, das wilde Verlangen, gedemütigt und benutzt zu werden, macht sie rasend, sie gerät in einen obsessiven Zustand, wo sie ihr ganzes wohlbehütetes Leben (Ehe und Karriere) in die Tonne kloppt. Am Ende stellt sich das Buch auch noch als Krimi heraus und man erfährt, warum dieser Mann eine derartige Macht über die junge Frau gewinnen konnte. Er ist ein Teil von ihr, ihren roots. Die Schilderung des Sexuallebens ist hart und manchmal auch brutal, steht aber nicht alleine im Zentrum des Buches.Nur der Titel "Liebesleben" ist irreführend. Mit Liebe hat der Plot wenig oder nichts zu tun, höchstens in der Negativabgrenzung.Wer eine Liebesgeschichte a la Rosamunde Pilcher erwartet, wird bitter enttäuscht sein. Aber vielleicht ist das der ironische Sinn des Titels.
Man kann das Buch hassen oder lieben, aber unberührt lässt es einen in keinem Fall.
Wer am Film interessiert ist, sollte sich schon mal das Buch beschaffen und lesen. Ich hoffe nur, er ist nicht zu glatt geschliffen für das breite Publikum.Lets see.
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24