Die Welt wird eine andere sein
Deutschland, Frankreich 2021, Laufzeit: 118 Min., FSK 12
Regie: Anne Zohra Berrached
Darsteller: Canan Kir, Roger Azar, Özay Fecht
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Kunstvolles psychologisches Beziehungsdrama
Sein Geheimnis bewahren
„Die Welt wird eine andere sein“ von Anne Zohra Berrached
Mit ihrem Vorgängerfilm „24 Wochen“ war Anne Zohra Berrached 2016 als einzigem deutschen Wettbewerbsbeitrag bei der Berlinale vertreten und konnte dafür schließlich u.a. den Gilde-Preis der deutschen Filmkunsttheater und im Nachgang die Silberne Lola der Deutschen Filmakademie in Empfang nehmen. Auch ihr dritter Langspielfilm „Die Welt wird eine andere sein“ schaffte es in diesem Jahr ins offizielle Programm der Berlinale, wo er in der Sektion „Panorama“ gezeigt wurde. Die Grundlage der Geschichte sind reale Ereignisse, die aus Gründen der Dramaturgie in den Details fiktionalisiert wurden, in den Grundzügen jedoch authentisch bleiben. Die ZuschauerInnen sind hierbei eingeladen, sich die Sachlage größtenteils selbst zu erschließen, denn es gibt keine Einblendungen, die Orte oder Zeiten ersichtlich machen, der Film ist lediglich in die Kapitel „erstes Jahr“ bis „fünftes Jahr“ untergliedert. Aufgrund einiger kleinerer Hinweise im Dialog dürfte einem jedoch relativ schnell klarwerden, dass die Ereignisse irgendwann Mitte der 1990er Jahre einsetzen.
Die junge Türkin Asli (Canan Kir) und der aus dem Libanon geflohene Saeed (Roger Azar) lernen sich beim gemeinsamen Medizinstudium kennen. Asli verfolgt ihren lebenslangen Traum, denn sie möchte ein Heilmittel gegen Krebs entdecken. Saeed hingegen ist wenig erpicht darauf, Zahnarzt zu werden, sondern befolgt lediglich den Wunsch seiner Eltern. Sein eigentliches Ziel besteht darin, Pilot zu werden. Nachdem sich die beiden Menschen ineinander verliebt haben und immer mehr Zeit miteinander verbringen, brennt Saeed darauf, auch Aslis Mutter kennenzulernen. Aber die Türkin hat etwas gegen Araber und ist strikt dagegen, dass sich ihre Tochter weiterhin mit Saeed trifft. Es kommt zu einem ersten Bruch in der Beziehung des jungen Paares, doch die beiden raufen sich wieder zusammen, auch ohne die Einwilligung Zeyneps (Özay Fecht). Einige Zeit später mehren sich die Zeichen, dass in Saeed eine Wandlung vorgeht. Bei der heimlichen arabischen Hochzeit der beiden schwört Asli, die Geheimnisse ihres Mannes stets zu bewahren – von denen es bald etliche gibt. Monatelang verschwindet der junge Mann ohne ein Lebenszeichen im Ausland, auch seine Familie im Libanon ist besorgt über seinen Verbleib.
Es ist beachtlich, wie es Anne Zohra Berrached gelingt, die Spannung kontinuierlich zu schüren und die Unwissenheit und die Sorgen der Protagonistin auf das Publikum zu übertragen. Auch, wenn man anhand der zeitlichen Einordnung schon recht früh ahnen dürfte, worauf das Ganze am Ende hinausläuft, hält einen der Film über knapp zwei Stunden dennoch durchweg gefesselt. Hinzu kommt, dass es der Regisseurin gelungen ist, einige überaus ambitionierte visuelle Ideen in die Geschichte zu integrieren, die den Zauber des Kinos verströmen und einen mitunter sprachlos machen. Eine filmische Annäherung an ein drängendes Problem, das zwar keine Lösungen liefert, aber einen differenzierteren Blick ermöglicht.
(Frank Brenner)
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