Die große Verführung
Kanada 2003, Laufzeit: 110 Min.
Regie: Jean-Francois Pouliot
Darsteller: Raymond Bouchard, David Boutin, Benoît Brière, Pierre Collin, Rita Lafontaine, Clémence DesRochers, Lucie Laurier, Bruno Blanchet, Marie-France Lambert, Donald Pilon, Ken Scott
Sainte-Marie-La-Mauderne: Ein Fischerdorf im Nirgendwo der französischsprachigen Küste Kanadas, wo keine Autos fahren und die Bewohner auf hölzernen Bürgersteigen für die Stütze anstehen, von der die meisten leben, seit der Fischfang erschöpft ist. Der einzige Lichtblick für das friedvolle, jedoch mürrisch desillusionierte Dorf ist ein Unternehmen, das den Bau einer Fabrik in Aussicht stellt. Voraussetzung dafür ist, dass ein Arzt ins Dorf zieht.Die Bewohner unter der Führung des Ersatzbürgermeisters Germain (Raymond Bouchard) setzen von nun an alles daran, dem Arzt Christopher Lewis (David Boutin), den es eher unfreiwillig von der Großstadt ins Dorf verschlagen hat, das Leben dort so attraktiv wie möglich zu gestalten, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Mit väterlicher Fürsorge und detektivischem Gespür werden die Vorlieben des Doktors ergründet und im Alltag des Dorfgeschehens etabliert: Die Männer spielen plötzlich alle sympathisch eigentümlich Kricket, die Frauen laufen dem Fetisch des Besuchers gemäß barfuß, man hört begeistert Fusion-Jazz und krankt was das Zeug hält, um den Arzt auch beruflich auf Trab zu halten. Ein Spiel rund um charmante Notlügen, das zunehmend aufzufliegen droht ÖDie Küstenstadt Harrington Harbour, die das Set für Pouliots Spielfilmdebüt darstellt, existiert wirklich und bot erschwerte Drehbedingungen: Pouliot vergleicht den Drehaufwand mit der Leistung von Herzogs Fitzcarraldo, der die Oper in den Amazonas schiffte. Das idyllische Örtchen ist der heimliche Star des Films und versprüht viel Flair, die schrulligen Dorfbewohner sorgen verbal und visuell für liebenswerten Humor. Pouliot vergisst indes nicht die beständige Angst der Insulaner vor der drohenden Dauerarbeitslosigkeit, respektiert den Kampf der verschrobenen Hinterwäldler um Stolz und Würde und stellt ihnen einen Schönheitschirurgen entgegen, dessen verkokste Großstadt-Existenz demaskiert wird und der hinter dem Schauspiel der Dorfbewohner schließlich Wahrhaftigkeit für sich entdeckt.
(Hartmut Ernst)

„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
Land ohne Kino-Geschichte
Geschlossene Zeitungsarchive verhindern eine umfassende lokale Kinoforschung – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
Mit dem Rotstift ans Kino
Förderkürzungen bedrohen die Filmfestivals im Ruhrgebiet – Vorspann 11/25
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
La Grazia
Start: 19.3.2026
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
A Useful Ghost
Start: 26.3.2026
Alpha
Start: 2.4.2026
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Vorspann 10/25
The Odyssey
Start: 16.7.2026
Woher kommt dieser Hass?
Fritz Bauer Forum Bochum: Unlimited Hope Film Festival mit Human Rights Film Awards – Festival 09/25
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25