Che - Revolucion
USA/Spanien 2008, Laufzeit: 126 Min., FSK 12
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Benicio Del Toro, Franka Potente, Catalina Sandino Moreno, Jordi Mollà, Benjamin Bratt, Armando Riesco, Demián Bichir, Ramón Fernández
Das Leben einer Ikone: Steven Soderbergh zeigt, wie eine Revolution eine Diktatur stürzte. Sein Held: Ernesto „Che“ Guevara.
Noch bevor er erstmals ins körnige Schwarzweiß-Bild rückt, sieht man die Zigarre, an der der argentinische Kubaner zieht: Ernesto „Che“ Guevara – Arzt, Marxist, Soldat, Kuba-Befreier, 68er-Idol und bis heute angesagtes T-Shirt-Motiv. Steven Soderbergh („Traffic“, „Oceans 11-13“) widmet dem Freiheitskämpfer einen über vier Stunden langen Spielfilm, der nun in zwei Teilen ins Kino kommt. Teil Eins – „Che – Revolución“ – begleitet den jungen, argentinischen Arzt Ernesto (Benicio Del Toro) an der Seite von Fidel Castro (Demián Bichir), mit dem er die Diktatur Fulgenico Batistas in Kuba stürzt.
Den in Schwarzweiß-Bildern gebetteten Rahmen zwischen ersten konspirativen Treffen und dem Sturz Batistas 1959 bilden ein Fernseh-Interview und Guevaras Ansprache vor den Vereinten Nationen aus dem Jahr 1964. Am Rednerpult prangert Guevara den US-amerikanischen Imperialismus an und die Unterdrückung südamerikanischer Bauern. Sein Resümee: „Vaterland oder Tod“.
Soderbergh stellt Guevara als kompromisslosen Mann dar. Und als einen Mann, für den die Liebe über allem steht. Die Liebe nämlich, so sagt er im Interview, ist die wichtigste Eigenschaft des Revolutionärs. Schon früh erkennt Guevara die Macht der Leidenschaft, die selbst im Kampf gegen den Feind beflügelt: Ein gesunder Truppengeist führt auch gegen den zahlenmäßig überlegenen Gegner zum Sieg. Ja, es ist auch der Geist, der zählt: Bildung ist ihm neben der Liebe höchstes Gut, da gibt es auch mal einen Rüffel, wenn der erschöpfte Mitkämpfer im Dschungel erwägt, seine Hausaufgaben nicht zu machen. Guevara lehrt nicht nur kämpfen, er lehrt auch Lesen und Schreiben. Und er selbst lernt in der Begegnung mit Verletzten und der unterdrückten Zivilbevölkerung wahre Solidarität.
Ob und inwieweit Guevara dabei marxistisch denkt, interessiert den Regisseur wenig. Guevara ist der selbstlose Denker aus dem Volk mit Herz, kein elitärer Intellektueller. Soderbergh inszeniert spannungsbetont bis an den Rand der Trivialität, macht dabei aber seinen Helden, den Benicio Del Toro überragend spielt, greifbar: Vom anfänglich schüchtern-schweigsamen Fremden im Schatten Castros erweist sich Guevara schon bald als talentierter Ausbilder und taktisch gerissener Guerilla-Führer, in dem aus Erfahrung die Überzeugung heranwächst, dass Unterdrückung nur mit Gewalt bekämpft werden kann. Die Charakterisierung des Freidenkers gelingt soweit sehr gut. Zum Ende, wenn es der letzten feindlichen Bastion entgegengeht, läuft „Che – Revolución“ als abenteuerlicher Kriegsfilm aus, der fesselnd vom Häuserkampf in Santa Clara erzählt. Inwieweit Guevara Ecken und Kanten hatte, davon erfährt man nichts. Denn Soderbergh ist hier nicht nur Biograf. Er ist auch Boschafter.
(Hartmut Ernst)

Land ohne Kino-Geschichte
Geschlossene Zeitungsarchive verhindern eine umfassende lokale Kinoforschung – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
Sentimental Value
Start: 4.12.2025
Mit dem Rotstift ans Kino
Förderkürzungen bedrohen die Filmfestivals im Ruhrgebiet – Vorspann 11/25
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
La Grazia
Start: 19.3.2026
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
A Useful Ghost
Start: 26.3.2026
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Vorspann 10/25
The Odyssey
Start: 16.7.2026
Woher kommt dieser Hass?
Fritz Bauer Forum Bochum: Unlimited Hope Film Festival mit Human Rights Film Awards – Festival 09/25
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Am Puls der Zeit
Das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Festival 09/25