Wie komplex die Welt ist, konnte man dieses Jahr beim Internationalen Frauenfilmfestival IFFF nicht nur auf der Leinwand erleben. Wegen der isländischen Aschewolke und der damit verbundenen Flugausfälle konnten einige Filmemacherinnen nicht anreisen, andere dagegen waren gezwungen, länger zu bleiben. Zu Letzteren durften sich auch die beiden New Yorker Regisseurinnen Gréta Ólafsdóttir und Susan Muska zählen, die am Schlussabend des Festivals den mit 1.000 Euro und einem schweren Metallblock dotierten choices-Publikumspreis für ihre bewegende Dokumentation „Edie & Thea – A Very Long Engagement“ entgegennehmen durften. Die Geschichte einer Jüdin, die sich in eine andere Frau verliebt und diese Jahre später endlich vor den Altar führen kann, beeindruckte das Kölner Publikum so sehr, dass es dem Film der Sektion „begehrt! Filmlust queer“ mehrfach die Höchstnote gab. Der choices-Publikumspreis feierte auf dem IFFF selbst ein kleines Jubiläum, denn er wurde zum insgesamt zehnten Mal bei einem Kölner Filmfestival vergeben.
Die Mitglieder der Internationalen Jury um Regisseurin Barbara Albert, Einsfestival-Redaktionsleiterin Dr. Jessica Eisermann und die serbische Schauspielerin Mirjana Karanovic kürten anschließend Susanna Nicchiarellis Spielfilmdebüt „Cosmonauta“ und die 15jährige Luciana, die der ersten Frau im Weltall nacheifert, zum Hauptpreis-Gewinner des Abends. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für den kanadischen Beitrag „Les signes vitaux“ von Sophie Deraspe aus, der virtuos vom Arbeits- und Liebesalltag einer jungen Pflegerin auf einer Sterbestation berichtet.
Das Frauenfilmfestival selbst wurde vom Kölner Publikum noch enthusiastischer aufgenommen als die Jahre zuvor. Fast 7.000 Besucher machten sich zu den verschiedenen Sektionen im Filmforum, Odeon, OFF Broadway und der Filmpalette auf, und feierten damit ein internationales Independentkino, das neue Formen und Inhalte sucht, statt in ödem Kulturknatsch, ideenlosen Remakes und Wiederholungen zu schwelgen, die allzu oft von Männern in Vorstandsetagen bestellt werden. Wie gebannt das Publikum von der Auswahl der Festivalmacherinnen war, konnte man auch bei der Preisverleihung erleben, bei der die Gäste, ganz entgegen der sonstigen lokalen Gepflogenheit, in aller Ruhe den Publikumsgewinner „Edie & Thea“ anschauten, statt sich vorzeitig über Essen und Getränke herzumachen. Das wusste auch Bürgermeisterin Angela Spizig zu schätzen, die Festivalchefin Silke Räbiger und ihr Team vor der Leinwand für ihr einzigartiges Engagement lobte. Räbiger durfte denn festhalten: „Wir spüren eine hohe Akzeptanz bei unserem Publikum, das die Nähe zu den Filmemacherinnen schätzt und die zahlreichen Diskussionsmöglichkeiten intensiv nutzt.“ 2011 geht das Festival in Dortmund weiter, 2012 findet es dann wieder in Köln statt.
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