Die in Frankreich aufgewachsene Tunesierin Selma (Golshifteh Farahani, „Paterson“) kehrt in ihre Heimat zurück, um dort eine Praxis für Psychotherapie zu eröffnen. In Ermangelung einer Räumlichkeit praktiziert sie in der Dachwohnung ihres Onkels, der sie aufgenommen hat. Allerdings brauchen TunesierInnen keine Therapie – zumindest sagen das die Bekannten und Verwandten von Selma. Doch schon bald ist die Schlange vor der Praxis lang. Selmas eigene Probleme werden aber auch immer größer: Die Polizei fragt nach ihrer Erlaubnis zu praktizieren und die Patienten sind auch nicht einfach zu bändigen. Wie Selma ein Problem nach dem anderen anzieht, es aber auch immer wieder schafft, sich durchzusetzen, begleitet Manele Labidis temporeiche Komödie „Auf der Couch in Tunis“ mit vielen skurrilen Figuren bis zum Schluss voller Empathie.
Im „Gleichschritt“ schreiben die finnischen Regie-Brüder Mika und Aki Kaurismäki seit 40 Jahren Filmgeschichte: Mika (*1955) brachte es seit 1979 auf 38, sein 2 Jahre jüngerer und berühmterer Bruder auf 36 Filme seit 1981. Nun bricht der Weltenbummler Mika, der gerade seiner Wahlheimat Brasilien entflohen ist, eine Lanze für die schönen Seiten der Globalisierung: Der Shanghaier Koch Cheng bringt chinesische Ess-Philosophie ins finnische Hinterland, heilt damit Bluthochdruck, Menstruationsbeschwerden, Nierensteine und Verdauungsprobleme der Einheimischen, die ihm dafür Saunafreuden beibringen. Gefilmt in atemberaubenden Landschaftspanoramen, voll kauziger Typen, leisem Humor und berührender Romantik. „Master Cheng in Pohjanjoki“ ist ein Feel-Good-Movie, wie geschaffen für einen Kino-Familienausflug in Zeiten der Pandemie.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Roberto Minervinis brandaktuelles Südstaaten-Portrait „What you gonna do when the world’s on fire?“, Jesco Pulujs Doku „Weltreise mit Buddha - Auf der Suche nach Glückseligkeit“, Judd Apatows Spätzünder-Komödie „The King of Staten Island“ und Martin Skalskys Tierdoku „Cody - Wie ein Hund die Welt verändert“.
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