Dortmund, 23. Februar – Ein super Intro für die Dokumentation „Beatboxing – The Fifth Art of Hip Hop“ lieferte der junge Sepehr Hajjaferi, der eine kleine Einlage seines Könnens gab und damit die Zuschauer restlos für sich einnahm. Beatboxing, das ist, kurz gesagt, die Kunst, nur mit dem Mund Musik zu machen. Wie lebendig die Beatboxing-Szene weltweit aufgestellt ist, hat erstmals der Dortmunder Klaus Schneyder in seiner aufwändig recherchierten Doku filmisch belegt. Im Gespräch leben Schneyders Faszination für die Musik und das Who is Who des Hip-Hop wieder auf. Ebenso sein wackerer Kampf, als Autodidakt erstmals ein Filmprojekt zu stemmen und das große Fragezeichen, wie es mit dem Film nach vielen Festival-Erfolgen nun weitergehen kann.
Als Klaus Schneyder sich im Zuge seines wissenschaftlichen Studiums mit Popmusik näher für Hip-Hop und Beatboxing interessierte, konnte er kaum glauben, dass es überhaupt keine Arbeiten dazu gab. Im Filmgespräch ist sein Unverständnis darüber noch immer zu spüren: „Ich musste was machen“. So begann Schneyders Recherche, die eigentlich in einem Buch münden sollte. Dann dachte er sich, dass er die Interviews mit den Protagonisten der Beatboxing-Szene ja auch gleich aufnehmen könnte, und so entstand die Idee zum Film, der die Anfänge und die Geschichte sowie die wichtigsten Musiker dieser Kunstform zusammenfasst. Die beste Recherche-Quelle, erzählt Schneyder dem interessierten Publikum im U, sei zunächst das Internet gewesen. Dann folgten Reisen und Gespräche mit zahlreichen Leuten, die immer wieder zu weiteren Kontakten führten. Mit dem einen oder anderen Star wie Doug E. Fresh ist er – zu seinem großen Bedauern – nicht ins persönliche Gespräch gekommen. Da seien oft die Manager vorgewesen oder überzogene Honorarforderungen für Interviews. „Andere haben sich viel Zeit genommen, und das hat mich total motiviert.“
Neben Graffiti, DJing, Breakdance und Rap gilt das Beatboxing als das 5. Element des Hip-Hop. Doch die atemberaubende Kunstfertigkeit und Vielseitigkeit machen klar, dass das Beatboxing sich inzwischen als Kunstform emanzipiert hat und immer neue Elemente und Stile hervorbringt. Hinein spielen Elemente von Imitation, sei es das „vocal scratching“, bei dem DJs imitiert werden, oder andere Sound-Elemente; „als hätte ich ein Keyboard im Hals“, sagt einer. Kenny Muhammad aus New York schwelgt: „It is uplifting to do the impossible“. Greg Pattilo beatboxt und spielt gleichzeitig Querflöte, und eröffnet damit eine neue Technik, Blasinstrumente zu spielen.
Besonders wichtig waren für den Regisseur die zahlreichen Archiv-Aufnahmen, die zum Teil aus den 1980er Jahren stammen. Einige Künstler hatten selbst noch irgendwo eine VHS-Kassette, sodass nun eine Art Geschichtsschreibung dieser jungen Musikrichtung stattfinden kann. Dabei berichtet Schneyder ausführlich aus den Tiefen seiner Recherche und zeigt sich als akribischer Sammler. Ein großer Frust sind für ihn die hohen Lizenzen, die für die Verwendung des Archivmaterials im Film zu zahlen sind und nun nach einem Jahr auslaufen. Bisher durch viel Einsatz, aber keinem finanziellen Gewinn mit dem Film verbunden, lässt Schneyder seinem Frust an der Filmförderung und den verkrusteten Fernseh-Strukturen im Gespräch freien Lauf. Nach vielen Absagen aus TV-Redaktionen überlegt er, wie es weitergehen soll mit der Vermarktung von „Beatboxing“, der auf über 120 Filmfestivals gelaufen ist. Ein Vorschlag aus dem Publikum, den Film frei zugänglich zu machen, wehrt er ab: „Es wäre eine Überlegung, den Film einfach ins Netz zu stellen, aber so weit bin ich jetzt noch nicht.“
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