Nachdem sie von ihm versetzt wird, begibt sich Antoinette (großartig: Laure Calamy) nicht mit ihrem Lover Vladimir auf Wandertour, sondern mit einem Esel. Und der ist, wir ahnen es, recht störrisch. Doch man versteht sich, Antoinette genießt die Natur und kommt auf andere Gedanken. Bis sie im Nationalpark der Cevennen ausgerechnet Vladimir begegnet, der seine Familie im Schlepptau hat. Plötzlich geht es bei den Gefühlen aller Beteiligten genauso rauf und runter wie in der umliegenden Berglandschaft. Caroline Vignals Liebeskomödie „Mein Liebhaber, der Esel & ich“ nimmt äußerst kurzweilig nicht nur Liebeserwartungen und Beziehungsstress aufs Korn, sondern rechnet auch charmant-bissig mit Trekking-Wahn und Jakobsweg-Mode ab.
In seiner letzten Rolle überhaupt ist jetzt noch einmal Bruno Ganz in seiner ganzen Magie zu erleben. In dem inszenierten Dokumentarfilm „Winterreise“ des dänischen Regisseurs Anders Østergaard findet die virtuose Beiläufigkeit seines Schauspiels noch einmal zu einem letzten Glanzpunkt. Ganz spielt den realen Günther Goldschmidt, der 1941 vor den Nazis in die USA floh, Sohn Martin (Harvey Friedman) konfrontiert ihn mit der lange geheimgehaltenen Familiengeschichte. Verblüffend authentisch wirken die teilweise auf VHS gedrehten Gespräche zwischen Vater und Sohn, gekonnt integriert sich das Archivmaterial über das Leben des begnadeten Musikers, der als Mitglied des Jüdischen Kulturbundes von den Nazis zunächst für Propagandazwecke geduldet war. Ein ungewöhnliches und gelungenes Dokumentarfilm-Projekt.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Miranda Julys absurde Familienkomödie „Kajillionaire“, Pablo Larraíns starkes Frauenportrait „Ema“ und Niklaus Hilbers Biopic „Die Stimme des Regenwaldes“. Dazu starten Ric Roman Waughs Katstrophenthriller „Greenland“, Ryan Spindells Gruselgeschichtensammlung „The Mortuary - Jeder Tod hat eine Geschichte“, Jeffrey A. Browns Horrordrama „The Beach House“ und Moritz Bleibtreus Regiedebüt „Cortex“.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Der Tod sind wir
Die Filmstarts der Woche
Meister des Sensenhumors
Cartoonist Michael Holtschulte präsentiert seine Werke bei kunstwerden in Essen
Die mit dem Brokkoli kuschelt
Mina Richman in Recklinghausen – Musik 04/24
Auf Tuchfühlung
Indie-Rocker LEAP in Dortmund – Musik 04/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
„Die Realitäten haben sich verändert“
Die Kuratorinnen Özlem Arslan und Eva Busch über die Ausstellung zur Kemnade International in Bochum – Sammlung 04/24
Wiederentdeckt
Werke von Amerikas erster schwarzer Klassikerin in Essen – Klassik an der Ruhr 04/24
Die Seele geraubt
„Hello Dolly“ am Gelsenkirchener MiR – Musical in NRW 04/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Tödlicher Sturm im Wurmloch
„Adas Raum“ am Theater Dortmund – Prolog 04/24
Das Unsichtbare sichtbar machen
Choreographin Yoshie Shibahara ahnt das Ende nahen – Tanz in NRW 04/24
Vorläufige Utopien
Danny Dziuk & Verbündete im Dortmunder Subrosa – Musik 04/24
„Mehr Freude und mehr Liebe, was anderes hilft nicht“
Musikerin Dota über die Dichterin Mascha Kaléko und den Rechtsruck in der Gesellschaft – Interview 04/24
Außerhalb der Volksgemeinschaft
Vortrag über die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit in Dortmund – Spezial 04/24
Lauter träumen, leiser spielen
Rotem Sivan Trio im Dortmunder Domicil – Musik 04/24
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Orchester der Stardirigenten
London Symphony Orchestra in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
„Ruhrgebietsstory, die nicht von Zechen handelt“
Lisa Roy über ihren Debütroman und das soziale Gefälle in der Region – Über Tage 04/24
Mackie im Rap-Gewand
„MC Messer“ am Theater Oberhausen – Tanz an der Ruhr 04/24
Weltweit für Menschenrechte
Teil 1: Lokale Initiativen – Amnesty International in Bochum
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Absurde Südfrucht-Fabel
„Die Liebe zu den drei Orangen“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 04/24
Von Minenfeldern in die Ruhrwiesen
Anja Liedtke wendet sich dem Nature Writing zu – Literaturporträt 04/24