Während sich die Kulturinstitutionen in NRW um Einschnitte bei der Förderung sorgen, wurden im November wieder die Kinoprogrammpreise für die Filmkunstkinos vergeben. So geht ein Jahr zu Ende, in dem das Blockbuster-Phänomen „Barbenheimer“ regierte, während Martin McDonaghs „The Banshees of Inisherin“, der bereits im Januar startete, mit 450.000 Zuschauern der erfolgreichste Arthouse-Film wurde.
Ansonsten gab es in den vergangenen Monaten mehr gute als schlechte Kino-Nachrichten: Der große Oscar-Gewinner des Jahres mit 7 Preisen war „Everything Everywhere All At Once“ von den „Daniels“. Der philosophische Actioner mit Michelle Yeoh, Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan, nun allesamt Oscar-prämiert, wurde auch hierzulande von den Arthouse-Kinos monatelang hochgepäppelt. Kurz darauf schwang sich İlker Çataks „Das Lehrerzimmer“ zum gesellschaftspolitischen Kino-Highlight auf und ergatterte 5 Deutschen Filmpreise.
Die Beziehung zwischen Publikum und Kino untersuchte im April die Kinomarktstudie „All Eyes on Audiences“. Diese forderte einerseits eine bessere Übersichtlichkeit der Kinoprogramme, da viele Kinogänger:innen schlicht nicht mehr durchblicken würden, und nannte andererseits „mehr Klassiker, mehr Nischenfilme, weniger Fortsetzungen“ als Publikumswunsch.
Mit dem zeitgleichen Start von „Barbie“ und „Oppenheimer“ erlebten alle Kinos ab Mitte Juli einen außergewöhnlich erfolgreichen Sommer. Zeitgleich begannen in Hollywood allerdings die Streiks der Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen, die diverse Terminverschiebungen und entsprechende Durststrecken nach sich zogen.
Cord Jeffersons Debütfilm „American Fiction“ sorgte beim Festival in Toronto für Begeisterung. Jeffrey Wright spielt darin einen schwarzen Autor namens Monk, der von der Unterhaltungsindustrie die Nase voll hat und kurzerhand ein bitterböses Buch voller Klischees über Black People raushaut. Und was passiert? Das Ding wird zum Bestseller. Wie Monk nun mit dem Erfolg seiner Parodie umgeht und sich gleichzeitig in Boston seiner dysfunktionalen Familie stellen muss, ist umwerfend. Ein „Reuben, Reuben“ der 2020er Jahre.
Yorgos Lanthimos großartiges Frankenstein-Update „Poor Things“ gewann Anfang September dann den Golden Löwen in Venedig. Am 18.1. wird „Poor Things“ auch bei uns in die Kinos kommen, pünktlich zum steigenden Oscar-Fieber, das sicher auch Hauptdarstellerin und Produzentin Emma Stone erfassen wird (Regisseur Yorgos Lanthimos: „Dieser Film ist sie – vor und hinter der Kamera“).
„Locke, ich muss dir noch einen Satz warme Ohren verpassen.“ („Mein Name ist Nobody“, 1973) Unter den vielen Filmgrößen, die im Jahr 2023 starben, ist leider auch der bekannte Synchronsprecher Thomas Danneberg. Danneberg lieh seine Stimme unter anderem Terence Hill, Adriano Celentano, Tomas Milian, Dan Aykroyd, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Im Fernsehen sprach er David Soul von „Starsky & Hutch“ und Douglas Barr aus „Ein Colt für alle Fälle“.
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