„Soundtrack Cologne“ – was kann das sein? Der Klang der Stadt? Nein, es ist ein Filmfestival, allerdings ein eher ungewöhnliches. „Soundtrack_Cologne“ legt ebenso wie das eine Woche später stattfindende „Film+“-Festival den Fokus auf einen einzelnen Produktionsaspekt von Film, der für gewöhnlich wenig Beachtung findet. Sind es bei „Film+“ der Schnitt und die Montage, steht bei Soundtrack_Cologne die Filmmusik im Zentrum des Interesses. Schnitt und Filmmusik ist gemein, dass sie häufig ihre Wirkung unbemerkt entfalten sollen. Gerade die Filmmusik dient häufig der Aufgabe, den emotionalen Gehalt der Story unbewusst zu unterstützen. Ein Festival, das sich mit Hilfe geladener Filmkomponisten und Experten dieser Kunst widmet, gleicht also ein wenig einem Treffen von Zauberern, die ihre Tricks verraten.
Bereits zum fünften Mal findet vom 20. bis 23. November der „Kongress zu Musik und Ton in Film und Medien“ statt. Zahlreiche Programmpunkte zeigen auch in diesem Jahr die Vielfalt des Themas. So wird es Vorträge mit Filmbeispielen zu den Themen „Musik im Animationsfilm“, „Musik im Dokumentarfilm“, „Neue Musik im Film“ und „Videokunst und Musik“ geben, außerdem sind ein Überblick über die Geschichte des Dokumentarfilms und ein Beitrag zu der Musik in den italienischen Giallo-Filmen geplant. In Kooperation mit der Deutschen Filmakademie werden wieder die Nominierten des Deutschen Filmpreises für die Filmmusik ihre letzten Arbeiten live kommentieren. Annette Focks, nominiert für „Ein fliehendes Pferd“, stellt in einem Screening ihren jüngere Arbeit zu „Krabat“ vor, Ralf Wengenmayr spricht während der Vorführung von „Lissi und der wilde Kaiser“ über seine Musik. Gleiches gilt natürlich für Ali N. Askin, den Gewinner des Preises für seine Arbeit zu dem Film „Leroy“. Askin wird außerdem ein Werkstattgespräch führen und die Master Class zur Orchestrierung leiten. Max Richter, der Komponist zu dem aktuellen israelischen Kinofilm „Waltz with Bashir“, unser Film des Monats (S.50), wird ebenfalls für ein Gespräch anreisen. Im Rahmen des erstmals zusammengestellten expliziten Filmprogramms „See the Sound“ wird es zudem einen kleinen Asienschwerpunkt geben.
Seit diesem Jahr werden auch zwei Preise verliehen: Zum einen der Deutsche Fernseh-Musikpreis, der in Zusammenarbeit mit der Cologne Conference ausgelobt wird. Die Hauptattraktion dürfte aber der ebenfalls erstmals verliehene Ehrenpreis sein – beziehungsweise dessen diesjähriger Preisträger. Denn das ist niemand Geringeres als der Filmkomponist Peter Thomas. Thomas komponierte die Musik zu zahlreichen Western und Krimis – darunter etliche legendäre Edgar Wallace-Verfilmungen wie „Der Hexer“ oder „Das indische Tuch“– und nicht zuletzt natürlich zu der Science Fiction-Serie „Raumfahrt Orion“, seine wohl berühmteste Arbeit. Der inzwischen 83Jährige kam 1959 zum Film und machte sich schnell einen Namen als Komponist für die ersten Straßenfeger des noch jungen deutschen Fernsehens. Seit den 90er Jahren genießt er auch bei jüngeren Musikern und Hörern ein großes Ansehen. Nicht zuletzt das Easy Listening-Revival hatte daran seinen Anteil. Auch wenn Peter Thomas selbst wohl nicht mehr so wild das Tanzbein schwingen wird – es könnte sich lohnen, ein Paar der obskuren Tanzschritte aus „Raumschiff Orion“ für die Festival- Party zu lernen.
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