Das Bild an sich hat heute einen besonderen Stellenwert, denn es kann seine Authentizität nicht mehr gewährleisten. Eigentlich konnte es das nie, doch hat die Digitalisierung Möglichkeiten geschaffen, die Realität endlos gefügig zu machen. Dass dies insbesondere für Pressefotos gilt, macht die Gefahr nicht geringer, denn Fake News als Bilder sind ebenso prekär wie frei erfundene weapons of mass destruction. Einmal im Jahr werden die Fotografen ausgezeichnet, für ihr Engagement um die Wahrheit, als Dank für ihren Einsatz in Gebieten, wo sich Soldaten unwohl fühlen, für ihren Dienst an der Allgemeinheit, die dies immer weniger zu schätzen weiß. „Ein Attentat in der Türkei“ lautet der Titel des Pressefotos des Jahres 2016. Diese ungewollt entstandene Momentaufnahme zeigt den 22 Jahre alten Attentäter Mevlüt Mert Altıntaş, nachdem er den russischen Botschafter Andrej Karlow in einer Galerie in Ankara erschossen hatte. Die Jury sprach bei dem Foto, das der AP-Fotograf Burhan Ozbilici gemacht hat, von einer „unglaublich schonungslosen Aufnahme“. Der junge Polizeibeamte Altıntaş wurde anschließend selbst getötet.
Das Dortmunder Depot zeigt im Mai die World Press Photo Ausstellung der World Press Photo Foundation mit den besten Pressefotografien. Die preisgekrönten Fotos wurden aus 80.000 Einsendungen ausgewählt, werden rund um den Globus gezeigt und ziehen jedes Jahr mehrere Millionen Besucher an. Zu sehen sind über 150 Fotos aus ganz verschiedenen Rubriken. Spektakuläre Sportfotos, Naturaufnahmen und einige Fotoreportagen mit intimen Einblicken in persönliche Geschichten. Da alle wichtigen nachrichtenbezogenen Ereignisse des Vorjahres abgebildet sind, bietet die Ausstellung außerdem einen Rückblick auf die Geschehnisse des vergangenen Jahres. Am wichtigsten bleibt aber die subjektive Einordnung der Bilder ins persönliche Leben der Besucher. Ist hier tatsächlich ein Mörder zur Ikone geworden?
World Press Photo | 6.-28.5. | Depot Dortmund | www.depotdortmund.de | www.worldpressphoto.org
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