Bei Action-Blockbustern war die Sache bis dato ziemlich klar. Die guckt „man“ im vorgeblich großen und modernen Multiplex-Kino mit der Superduper-Megaleinwand. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist die Einteilung in Mainstream und Arthouse, in Multiplex und Filmkunstkino, jedoch nicht mehr so klar. So spielten zahllose Filmkunsthäuser auch den letzten Bond-Film oder „Avatar 2“ mit – am liebsten in OmU, um sich doch noch von den Blockbuster-Programmen abzusetzen.
Spätestens die zwei Sommerhits „Barbie“ und „Oppenheimer“, die in der gleichen Woche starteten, weil Warner seinem einstigen Ziehsohn Nolan unbedingt in die Parade fahren wollte und damit den Hype um beide Filme lostrat, änderten die Art und Weise der Filmauswertung nun noch einmal deutlich. So spielten auch in den Großstädten fast sämtliche kleinen Arthouse-Kinos mindestens einen der beiden Filme mit – und wurden mit ausverkauften Vorstellungen belohnt.
Bröckelt nun also endgültig die Einteilung in Masse und Klasse – wie bereits einige Bertreiber:innen seit Jahren prophezeien? Die Sache ist etwas komplizierter. Denn einerseits leben die Multiplexe natürlich davon, dass das Publikum schnell und zahlreich erscheint und Kino als „Fun“ und „Event“ sieht – wobei die Nebenumsätze mit Popcorn und Getränken das eigentliche Hauptgeschäft bedeuten. Andererseits sind „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig und „Oppenheimer“-Regisseur Christopher Nolan im Filmkunstkino quasi großgeworden. Diese „anspruchsvolle“ Vorgeschichte befeuerte den Hype um die beiden Filme entscheidend. Eine feministische Regisseurin, die gerne individuelle Coming-of-Age-Geschichten erzählt, taucht in die hyperkommerzielle Spielpuppen-Welt? Der „Memento“- und „Insomnia“-Macher, der dann „The Dark Knight“, „Dunkirk“ und „Tenet“ drehte, widmet sich nun, in einer Rolle-rückwärts sozusagen, dem Erfinder der Atombombe?
Ohne Übertreibung darf man festhalten, dass die Arthouse-Kinos weiter für die Experimente zuständig sind und deshalb, gerade wenn mit ihren Schützlingen und ihrer Aufbauarbeit Kasse gemacht wird, auch von den Früchten profitieren sollten. Dass die Grenzen längst fließend sind, und ein Film nach einiger Zeit von der einen Seite auf die andere schwappt, beweisen die Klassiker- und Repertoireprogramme, wie sie etwa in den Essener Filmkunstkinos, in der Classic Cinema-Reihe im Union Bochum und weiteren Kinos zu sehen sind. Dort laufen die Mainstream-Filme von gestern, etwa „Terminator“ oder „Harry und Sally“, als Arthouse-Kunst von heute.
Wer etwas weiter schaut, gerne in die parallel laufenden aktuellen Programme, versteht, dass heute schon die Klassiker von morgen da sind. Von daher ist eine Diversifizierung der Kinoprogramme sicher weiter sinnvoll und die beste Hit-Garantie à la „Barbenheimer“.
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