Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28

12.611 Beiträge zu
3.833 Filmen im Forum

Als die Welt noch in Ordnung war
Foto: Jan Schliecker

„Klar antisemitisch“

27. September 2018

BDS-kritische Resolution der Parteien im NRW-Landtag – Theater in NRW 10/18

Der Nachschlag musste kommen: Kurz vor Ende der Ruhrtriennale haben CDU, SPD, FDP und Grüne im Landtag die israelkritischen Kampagnen der BDS-Bewegung (Boycott, Desinvestment, Sanctions) in einer Resolution scharf verurteilt. Darin wird die Bewegung nicht nur als antiisraelisch, sondern explizit als „klar antisemitisch“ bezeichnet. Weiter heißt es wörtlich: „Einrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen dürfen der BDS-Kampagne keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und keine Veranstaltungen der BDS-Kampagne oder von Gruppierungen, welche die Ziele der BDS-Kampagne verfolgen, unterstützen.“

Die Parteien fordern darüber hinaus Städte und Gemeinden auf, sich dieser Haltung anzuschließen. Das ist eine schallende Ohrfeige für Ruhrtriennale-Leiterin Stefanie Carp. An ihrer Einladung der BDS-freundlichen Band Young Fathers hatte sich ein heftiger Konflikt entzündet, in deren Folge nicht nur die schottische Band, sondern auch ein türkisches Musikensemble ihre Auftritte absagten. Ministerpräsident Armin Laschet wiederum weigerte sich, die Ruhrtriennale zu besuchen. Was die Resolution der vier Parteien bedeutet, muss man abwarten. Sollten sich Städte mit Spielorten der Ruhrtriennale dem Aufruf anschließen, könnte dies durchaus auch zukünftig zu Absagen von Künstlern führen. Damit steht Stefanie Carps Programm für 2019 unter nochmals verschärfter Beobachtung und enormem Druck.

Die Düsseldorfer Erklärung ist ein Baustein in einem sich weiter zuspitzenden Konflikt. Zuletzt machten Mitglieder der elektronischen Musikszene mit ihrem Hashtag #DJsforPalestine, darunter Black Madonna oder Laurel Halo, Werbung für eine aggressive Ausgrenzung Israels. Die Konflikte um das Pop-Kultur-Festival in Berlin, der Boykott-Aufruf gegen den Eurovision Song Contest in Tel Aviv, der Zickzack-Kurs der Ruhrtriennale, der Druck auf FIFA und Adidas hinsichtlich ihrer Haltung zum israelischen Fußball, Angriffe auf Juden und jüdische Restaurants in Deutschland ergeben zusammen mit den rechtsradikalen Demonstrationen in Chemnitz oder Köthen ein deutliches Bild. Um das Leid der Palästinenser geht es dabei längst nicht mehr. Sie sind nur noch Manövriermasse im Propagandafeldzug für einen handfesten Antisemitismus und gegen die liberale Demokratie, ob in Israel oder hierzulande.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

Downton Abbey: Das große Finale

Lesen Sie dazu auch:

Brachiale Schönheit
Gaye Su Akyol in Duisburg, Suzan Köcher's Suprafon in Dortmund – Musik 09/25

Hafen von innen
„Suchbewegungen“ im Duisburger Innenhafen

Der Sound von Istanbul
Gaye Su Akyol im Landschaftspark Duisburg-Nord – Musik 08/25

Aus anderer Sicht
„Cycles of My Being/Save the Boys“ in Bochum – Klassik an der Ruhr 08/25

Schnöde Technik oder Magie?
„Oracle“ bei der Ruhrtriennale – Prolog 07/25

Orte mit Bedeutung
Zur Ruhrtriennale: Berlinde De Bruyckere in Bochum – kunst & gut 09/24

Keine Spur von Rechtsruck
Die Ruhrtriennale 2024 in Bochum, Duisburg und Essen – Prolog 07/24

Alptraum ohne Ausweg
Ruhrtriennale: Leoš Janáčeks „Aus einem Totenhaus“ in Bochum – Oper 09/23

Gitarrengewitter im Landschaftspark
Anna Calvi bei der Ruhrtriennale – Musik 08/23

Dem Horror entfliehen
„The Visitors“ bei der Ruhrtriennale – Tanz an der Ruhr 09/23

Monumentales Werk
„Das große Abend- und Morgenlob“ in Dortmund – Klassik an der Ruhr 08/23

Kontrollverlust und Lüste
Zwei „hemmungslose“ Schauspiele bei der Ruhrtriennale – Prolog 08/23

Theater.