Während der Berlinale 2014 gründete sich ein Verein, dessen Name Programm und Ziel zugleich ist: Pro Quote Regie. Die Notwendigkeit für die Gründung des Vereins rührt von den nackten Zahlen her, die eine Unverhältnismäßigkeit in der Vertretung von weiblichen Regisseuren offenlegt. Während Frauen an den Filmhochschulen noch knapp paritätisch vertreten sind, führen im Fernsehen nur 11% Frauen Regie, im Kino bei hoch budgetierten Filmen, d.h. ab 5 Millionen Euro, sieht es noch schlechter aus. „Especially when it comes to public money, it has to be equal“, meinte dazu die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Jane Campion in Cannes 2014. Auch Pro Quote Regie kritisiert die bisherige Vergabepraxis als undemokratisch, da die Wirklichkeit in ihrer Vielfalt nach demokratischem Verständnis auch in Film und Medien widergespiegelt werden sollte. Doch lässt sich das Paradigma „Qualität setzt sich halt durch“ angesichts der mittelmäßigen Fernsehfilme wirklich vorschieben oder schlägt nicht vielmehr immer noch Gewohntes und Altbekanntes die vielfach herzitierte Qualität?
Zu diesem bedauerlichen Schluss kam auch die Podiumsdiskussion des diesjährigen Frauenfilmfestivals Dortmund | Köln, bei der sich Jurymitglied Kate Kinninmont, Diana Custodis von der RWE Vertrieb AG, Gabriele Kroll von der Sparkasse Dortmund und Chefredakteur der RuhrNachrichten Dr. Wolfram Kiwit unter der Moderation von Monika Schulz-Strelow, der Präsidentin von FidAR, über Frauen in Männerdomänen und die Frauenquote austauschten. Auch sei es für Frauen noch immer schwierig, in die notwendigen Netzwerke hineinzugelangen und dort erfolgreich mitzuspielen.
Dass Quote und Netzwerk für Frauen zu großartigen Ergebnissen führen können, stellte das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund | Köln auch in diesem Jahr eindrucksvoll unter Beweis. Über 107 Filme von weiblichen Filmschaffenden und Treffpunkte zum Austausch und Vernetzen machten das Festival neben bunten Programmpunkten wie dem multimedialen Konzert von Cecilia Kim, der Performance von beißpony und dem urbanen Wildkräuter Spaziergang zu ergiebigen Filmtagen, die das Thema Komfort in verschiedenen Facetten, aus verschiedenen Richtungen beleuchteten. Filme von Elisabeth Wilms gaben den Aspekt der Arbeit als Gegensatz wie auch als Voraussetzung von Komfort mit Bezug auf das Ruhrgebiet wieder. Der Themenblock „No more Comfort“ zeigte auf, wie das beständige Streben nach immer mehr Komfort mit voller Wucht zurückschlägt. Insbesonders der Dokumentarfilm „The Yes Men are Revolting“ begeisterte das Publikum mit der Darstellung provokativer und gleichzeitig cleverer Aktionen gegen Kommerz und Ausbeutung. Und „The Punk Singer“, ein Portrait über Kathleen Hanna und die Riot-Grrrl-Bewegung mit ihrer Message „Girls to the Front“ rüttelte an der Komfortzone einer Szene, die von sich behauptet keine zu haben.
Um die Arbeit von Frauen im Film auch finanziell zu unterstützen, vergab das Festival erneut den RWE Filmpreis an einen von acht Spielfilmen im Wettbewerb. In diesem Jahr entschied sich die Jury bestehend aus Kate Kinninmont, Vorsitzende von Women in Film and Television UK, die Regisseurin und Festivalleiterin Amal Ramsis und die deutsche Schauspielerin Lena Stolze für den poetischen Film „Still the Water“ der japanischen Regisseurin Naomi Kawase. Besonders beeindruckt hatte die Jury die kraftvolleKinematographie Kawases. Die Zuschauer beeindruckte in diesem Jahr der ägyptische Dokumentarfilm „The Trace of the Butterfly“ und so ging der trailer-ruhr-Publikumspreis an das völlig überraschte aber erfreute Jurymitglied Amal Ramsis.
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