Diese Kunst ist global. Das dreiköpfige indische Raqs Media Collective verhandelt Themenkomplexe, die überall auf der Welt anzutreffen sind, und wählt dazu ein Vokabular, das allenthalben verständlich ist. Dazu bedient es sich starker Bilder und Schlüsselreize, die augenblicklich Neugierde wecken.
In der Ausstellung, die derzeit im K21, im Ständehaus der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zu sehen ist, beginnt dies schon vor dem Eingang. Dort stehen zwei Statuen aus weißen Versatzstücken, die in ihrer Unvollständigkeit auf Macht und Herrschaft und deren Brüchigkeit und Vergänglichkeit anspielen. Charaktere und Posen werden zu Schall und Rauch. Was intuitiv sofort ersichtlich wird, bezieht sich konkret auf die figürlichen Denkmalskulpturen im Coronation Park in New Delhi, die der Kolonialzeit entstammen. An den Statuen nun sind Zitate aus Orwells Erzählung „Einen Elefanten erschießen“ angebracht, in der ein britischer Offizier im Kolonialdienst an seinem Dienst zweifelt. Ein Subkontext im gesamten Werk der Künstlergruppe ist die indische Gesellschaft mit ihrer Geschichte, ihrer Armut und ihren ökologischen Problemen. Eine leitmotivische Rolle spielt die Zeit in ihrer Visualisierung. Ein weiteres multimedial präsentiertes Medium ist die Sprache, etwa als Leuchtschrift.
Das Raqs Media Collective wurde 1992 gegründet und wurde in der Klarheit seiner Bildsprache, dem assoziativen Potential und auch der Sinnlichkeit seiner Werke bereits auf die documenta und die Biennalen in Sao Paulo und Venedig eingeladen. Die Ausstellung im Ständehaus, die Werke seit 2005 umfasst, beinhaltet Werke wie die monumental projizierte Videosequenz eines Flugzeugfriedhofs in der Mojave-Wüste oder eine Installation, die aus gelb-weißen Glühbirnen die Worte „Revolt“ und „Voltage“ strahlen lässt, betrieben von roten und schwarzen Kabeln als Farben der Anarchie. Zumal im Wechselspiel mit den anderen, hier arrangierten Werken werden hochaktuelle Fragen verdichtet, die wir mindestens aus den täglichen Nachrichten kennen: Diese zivilisatorischen Probleme sind längst Teil unseres Lebens.
Raqs Media Collective | bis 12.8. | K21 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf | www.kunstsammlung.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Macht der Bilder
Katharina Sieverding im Düsseldorfer K21
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Der Künstler als Vermittler
Frank van Hemert in der Otmar Alt Stiftung in Hamm-Norddinker – kunst & gut 10/24
Spiel mit dem Smartphone
Lars Eidinger als Künstler im K21 in Düsseldorf
„Die jüdische Renaissance ist nicht so bekannt“
Museumsleiterin Kathrin Pieren über „Shtetl – Arayn un Aroys“ im Jüdischen Museum in Dorsten – Sammlung 08/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Diplomatie kreativ
Ingo Günther im Kunstverein Ruhr in Essen – Ruhrkunst 02/24
Aus anderer Perspektive
Szenenwechsel der Sammlung im K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/23
Zur Liebe
„love/love“im Künstlerhaus Dortmund – Ruhrkunst 09/23
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24