Aus Perspektive des Galeriemitarbeiters James (Christopher Briney) werden in Mary Harrons „Dalíland“ die späten Jahre Salvador Dalís (Ben Kingsley) beleuchtet, der in den 1970er Jahren die Kunst und Partyszene New Yorks ordentlich aufmischte. In der Hotelsuite, die er mit seiner Frau Gala (Barbara Sukowa) bewohnt, trifft sich die ganze Prominenz der Models, Film- und Popstars. James soll sich um eine neue Dalì-Ausstellung kümmern. Während die Galerie bemüht ist, Dalí zu vermarkten, fordert Gala immer höhere Preise. Gleichzeitig wirft Dalí das Geld mit seinen wilden Partys um sich. James‘ Ehrfurcht vor Dalí und dem Kunstgeschäft schwindet, je mehr Einblicke er in diese Szene bekommt. Ähnlich geht es auch den Zuschauer:innen. Übrigens: Kein einziges Dalí-Bild wird im Film gezeigt – auch eine Kunst...
Nachdem er 2016 in Berlin für „United States of Love“ den Silbernen Bären für das beste Drehbuch gewann, hat Tomasz Wasilewski nun ein neues Meisterwerk für Filmliebhaber:innen geschaffen. Dunkle, gedeckte Farben, bedrückende Drehorte und selbst das Meer, das hinter jeder Gardine lauert, hat etwas Bedrohliches: Marlena (Dorota Kolak) holt als Hebamme Menschen ins Leben, aber ist selbst nur von Tod umgeben. Mit der Pflege ihres schwerkranken Sohnes, dessen Schreie mit den Möwen und Seehunden eine unheimliche Liaison eingehen, offenbaren sich familiäre Abgründe. Zwischen knappen Dialogen, langen, außergewöhnlichen Kameraeinstellungen und undurchsichtigen Figurenkonstellationen entsteht eine düstere Atmosphäre, die an französisches Arthauskino erinnert – aber auf Polnisch. „Die Verlorenen“ ist keine leichte Unterhaltung, sondern ein Film mit Tiefe. Einzigartig, mit starken schauspielerischen Leistungen!
In den ersten zehn Minuten von „Alaska“ gibt Regisseur Max Gleschinski („Kahlschlag“) schon das Tempo und die Tonalität seines Filmes vor. Es fällt in dieser Zeit kein einziges Wort, und das Publikum sieht lediglich der Protagonistin Kerstin (Christina Große) bei ihren einsamen Tätigkeiten zu. Sie fährt mit dem Kombi raus in die Natur, auf das Dach ein Kajak gespannt, das sie anschließend zu Wasser lässt und sich auf die Reise begibt. Man sieht ihr an, dass sie diese Art des Sports schon häufiger gemacht hat, man spürt auch die Erleichterung und Entschleunigung in ihrem Gesicht, wenn sie ganz auf sich alleine gestellt in der Natur ist. Dann trifft sie Alima (Pegah Ferydoni), zurückhaltend, witzig und klug. Beide Hauptdarstellerinnen sind überaus glaubwürdig und gerade auch in den zahlreichen dialogarmen Passagen so ausdrucksstark und facettenreich, dass man als Zuschauer völlig fasziniert dranbleibt.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos:Kyle Edward Balls verstörender Horror „Skinamarink“, Katharina Mücksteins „Feminism WTF“, Reinhard Kungels Dokumentation „Jazzfieber“, Wolfgang Groos' Senioren-Sequel „Enkel für Fortgeschrittene“, Nia Vardalos' Multi-Kullti-Sequel „My Big Fat Greek Wedding - Familientreffen“ und Johannes Schmids neue Nöstlinger-Verfilmung „Neue Geschichten vom Franz“.
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