Die Schwestern Nora (Renate Reinsve, „Der schlimmste Mensch der Welt“) und Agnes (Inga Ibsdotter Lilleaas) sind aufgewachsen in einem Haus in Oslo. Ihr Vater Gustav (Stellan Skarsgård), ein international renommierter Filmregisseur, verlässt seine Familie früh. „Das Haus wurde leichter und leichter“, schreibt Nora als Mädchen auf. Heute ist sie Schauspielerin am Theater. Ihre Schwester Agnes, Akademikerin und Familienmutter, ist stabil. Nora ist es nicht: Sie wird heimgesucht von Panikattacken, hat Bindungsangst, ist unaufgeräumt und grollt dem Rabenvater. Ausgerechnet bei der Trauerfeier zum Tod der Mutter taucht dieser wieder auf. Gustav holt Kartons aus dem Keller. „Die gehören mir.“ Und er hat etwas vor mit Nora: Nachdem er seit über fünfzehn Jahren keinen Spielfilm inszeniert hat, legt er Nora nun ein Drehbuch vor. Gustav wünscht sich, dass seine Tochter die Hauptrolle übernimmt. Er hat das Skript für Nora geschrieben. Doch Nora lehnt ab. Bei einer ihm gewidmeten Retrospektive auf einem Filmfestival in Deauville begegnet Gustav wenig später der US-Schauspielerin Rachel (Elle Fanning, „The Neon Demon“, „Like A Complete Unknown“) und offeriert ihr die Rolle. Rachel, vom Mainstreamkino unterfordert, begrüßt die Herausforderung. Trier erzählt in„Sentimental Value“ sensibel und anregend von einer Vater-Tochter-Entfremdung und dem Versuch einer Wiederannäherung. Dabei nähert sich dem Konflikt auch spielerisch. Er spielt mit seinem Publikum, er spielt mit dem Film, mit dem Film im Film, mit dem Haus im Film, spielt mit Ort und Kulisse. Joachim Trier zieht uns auch mit seinem neuen Film souverän in seinen Bann.
Würde Bernd Stromberg für eine TV-Filmproduktionsfirma arbeiten, hätte er sicherlich kein Problem damit, ein erfolgreiches Serienformat aus dem Ausland zu stibitzen und das Konzept als sein eigenes zu verkaufen. Urheberrechtliche Konflikte? Ach was: Stromberg versteckt sich hinter seinen Bürorollos, da kann ihm nichts passieren. Und was er hier anstellt, das wird da draußen schon keiner mitkriegen. Und falls doch: rumschwurbeln. Lass den Papa mal machen! ! 11 Jahre nach „Stromberg – Der Film“ erfahren wir in Arne Feldhusens „Stromberg – Wieder alles wie immer“ wie es ihm und allen anderen heute geht. Nicht nur die SPD ist nicht mehr dieselbe, auch gesellschaftlich ist allerhand passiert. Also genug Futter dafür, Stromberg und seine Belegschaft zu einer „klassischen Familienfeier“ zusammenzuführen. Und die wird sicherlich alles andere als feierlich. Gott sei Dank.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: das Debütdrama „Zweitland“ von Michael Kofler, das queere Drama „Der geheimnisvolle Blick des Flamingos“ von Diego Céspedes, das Biopic „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ von Teona Strugar Mitevska, die romantische Komödie „Eternity“ von David Freyne und das Monsterspiel-Sequel „Five Nights At Freddy's 2“ von Emma Tammi.
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