
Yeah! Yeah! Yeah! (A Hard Day's Night)
Großbritannien 1964, Laufzeit: 87 Min., FSK 6
Regie: Richard Lester
Darsteller: Paul McCartney, John Lennon, George Harrison, Ringo Starr, Norman Rossington, Victor Spinetti, Wilfred Brambell
Ein Ausnahmefilm in jeder Beziehung. Musik- und Konzert-Dokumentationen gibt es viele; die meisten sind langweilig und auf die Zielgruppe der Fans zugeschnitten; einige übertreffen den Durchschnitt wegen ihrer handwerklichen Perfektion (wie z.B. Jonathan Demmes "Stop Making Sense" mit den Talking Heads) oder dank der besonderen Relevanz für die Geschichte der Pop-Musik (wie etwa "Woodstock"). Richard Lesters Beatles-Film "A Hard Day¹s Night" dagegen ist kein echter Dokumentarfilm, aber auch keine Fiktion, die die Story nur als Vehikel für das Zurschaustellen der Stars benutzt. Und doch ist er gleichzeitig beides zusammen. Er zeigt 36 Stunden aus der Arbeit des Liverpooler Quartetts: das Reisen, die Hotelaufenthalte, Proben und Studioaufnahmen, das ständige Fliehen vor den kreischenden Fans, aber auch Momente des Rückzugs, spielerische Einlagen jenseits des Diktats des Road-Managers und des Zeitplans. Hier bereits wechselt das Werk in seine geradezu surreale Dimension. Ringo stromert mit einer Kamera an einem abgelegenen Kanal entlang; oder die Vier stehlen sich aus dem Pflichtprogramm heraus, improvisieren einen witzigen Tanz im Freien, toben sich anarchisch-unbeschwert aus wie Kinder, die keinen Gedanken an die Bedeutungsschwere ihres Tuns verschwenden: eine der besten Szenen des Films überhaupt, die von einem Hubschrauber aus aufgenommen wurde. Ein Kritiker wertete damals präzise: "Die ständige Auflösung und Neubildung ihrer Gruppenbewegungen, die sich in flüssigen Linien vor dem geometrisch begrenzten Hintergrund des Spielfelds abheben, hat etwas wunderbar Ballettmäßiges und Lyrisches" (Amos Vogel). Diese und viele andere ähnliche Szenen sind kongenial mit den Songs aus dem Entstehungsjahr 1964 unterlegt ("Can¹t Buy Me Love", "I Feel Fine", "And I Love Her" und all die anderen Titel des Albums, die so kann man es wohl formulieren inzwischen zum "Weltkulturerbe" gehören).Dann sind da noch die rein fiktionalen Elemente, die die Rasanz und den Humor des Werkes weiter steigern: die Nebenhandlung mit Pauls Großvater oder die Szenerie mit dem nervösen Aufnahmeleiter im Fernsehstudio, die vielen kleinen skurillen Einlagen, in denen sich der Humor des Regisseurs und die überbordende Vitalität seiner Hauptdarsteller auf erfrischendste Weise austoben.Umgekehrt sind einige als Probe- oder Studioaufnahmen integrierten Musikstücke als rein dokumentarische Sequenzen angelegt, dank einer ausgefeilten Dramaturgie perfekt für die Leinwand aufbereitet: mit vielen Großaufnahmen der Musiker und mit Schnitten ins Publikum, wo ausflippende Teenager sich mit Tränen und wilden Schreien bedingungslos der hinreißenden Musik des gerade zu Weltruhm aufsteigenden Quartetts hingeben.Richard Lesters Stil war richtungsweisend. "A Hard Day¹s Night" kann zweifellos als Geburtstunde des Musikvideos gelten. Alle Elemente der bis heute angewandten Ästhetik, wie unvorhergesehene scharfe Überblendungen, Zeitraffer, schnelle Bewegung in Nahaufnahme und eine nie still stehende Kamera, sind hier schon angelegt. "Wenn wir heute fernsehen und sehen schnelle Schnitte, Handkamera, Interviews im Laufschritt mit bewegten Zielen, schnelle Zwischenschnitte von Dialogen, Musik unter Dokumentarhandlung und andere Markenzeichen des modernen Stils, dann sehen wir die Kinder von A Hard Day¹s Night¹", konstatierte der Filmkritiker Roger Ebert. "A Hard day¹s Night" ist ein verspieltes, anarchisches Nichts, das sich anderthalb Stunden lang vor unseren Augen (und Ohren) abspielt wie ein einziger langer, wunderbar eingängiger Pop-Song, der vielfältigste Assoziationen freisetzt und sich mit dem Reichtum seiner Eindrücke für immer ins Gedächtnis einschreibt. Ein filmisches Zauberstück von elektrisierender Frische, an dem die einschneidenden Veränderungen der fast vierzig Jahre seit seiner Entstehung spurlos vorübergegangen sind. Zwar sind Bild- und Tonqualität durch digitale Überarbeitung auf den heutigen Standard optimiert, doch die Modernität dieses Werks steckt in seiner künstlerischen Qualität, die von seiner Wirkung bis heute nichts verloren hat.
(Heinz Holzapfel)

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