Planet der Affen: New Kingdom
USA 2024, Laufzeit: 145 Min., FSK 12
Regie: Wes Ball
Darsteller: Owen Teague, Freya Allan, Peter Macon
>> www.planetderaffen-newkingdom.de/
Atemberaubendes, anregendes Spektakel
Evilution
„Planet der Affen: New Kingdom“ von Wes Ball
Nachdem die Affen die Herrschaft über die Erde übernommen hatten, lag es an Caesar, bis zuletzt die Fahne hochzuhalten für Vergebung, Versöhnung und für ein friedliches Miteinander. Ein Miteinander von Affe und Mensch. Viele Generationen nach Caesars Tod nun lebt der junge Schimpanse Noa (Owen Teague) mit seinen Eltern in einer friedliebenden Siedlung, dessen Stamm sich der Adlerzucht verschrieben hat. Dann aber fallen maskierte Affen über das Dorf her und verschleppen die Sippe. Noa entkommt und folgt den Entführern. Unterwegs begegnet er dem greisen Orang Utan Raka (Peter Macon), der Caesars Vermächtnis in sich trägt. Und wenig später gesellt sich noch eine scheue junge Frau (Freya Allan) zu den Weggefährten. Ihr gemeinsames Ziel: die Machtbasis des Tyrannen Proximus (Kevin Durand), der sich eine roh waltende Herrschaft errichtet hat – im Namen Caesars.
Fangen wir damit an, was uns Regisseur Wes Ball audiovisuell um Aug und Ohr haut, nämlich eine wahre Wucht. Schon die zurückliegende Trilogie war hinsichtlich der digitalen Umsetzung eine Offenbarung. Diese Fortsetzung veranschaulicht aber, welche Sprünge in den letzten sieben Jahren gemacht wurden. Und das geht weit über das gefeierte Performance-Capture-Verfahren, mit der man seit „Prevolution“ Schauspieler lebensecht zu Affen digitalisiert, hinaus. Abgesehen davon, dass die Affen noch nie greifbarer gewirkt haben: Von überbordenden Landschaften bis hin ins kleinste Detail ist das, was hier geboten wird, ein Fest. Einzig die Greifvögel wirken mitunter noch etwas artifiziell. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau – und es muss ja schließlich noch Luft nach oben bleiben. Alles andere: ein atemberaubender Hingucker. Ein Spektakel. Leinwandpflicht!
Und wo „New Kingdom“ audiovisuell überzeugt, da punktet er auch inhaltlich. Dabei darf man sich von dem trivialen Einstieg nicht täuschen lassen: Der entkommene Held, der seine versprengte Sippe nach Hause holen will, auf Gefährten trifft usw. – das mutet erst einmal profan an. Doch recht schnell bekommt die Story Futter und reift zu einem intensiven, tiefgründigen und hochspannenden Abenteuer, das die jüngste Affen-Trilogie auch inhaltlich mühelos in den Schatten stellt.
Die Drehbuchautor:innen Rick Jaffa und Amanda Silver zeichneten bereits für die ersten zwei Reboot-Streifen verantwortlich. Hier übertreffen sie sich, unterstützt von Josh Friedman und Patrick Aison, noch einmal selbst: Ungleich subtiler werden nun politische und religiöse Machtmechanismen seziert, wenn beispielsweise Caesars eherne Grundsätze machtmissbräuchlich zweckentfremdet werden. Wenn Führerkult gespiegelt wird. Noch intensiver als zuletzt auch die Figurentiefe, wenn sich der alte Orang Utan Raka nicht bloß als coole Socke, sondern zugleich als weise Lichtgestalt erweist. Oder Mae, hinter der so viel mehr steckt als bloß das gute, hübsche Menschenkind, nämlich eine junge Frau, die zur Not kompromisslos bis zum Äußersten geht und zweifelhaft getrieben bleibt.
So viel Tiefgang, so viel Ambivalenz. Und so viel Ideenreichtum überall, schon zu Beginn zu bewundern bei der Ausschmückung der Affensiedlung, mit Fischräucherei und Adler-Turm. Dazu die musische Erweckung der speed-evolutionierten Primaten, die neue Selbstfindung, die liebevoll gespiegelte Entdeckung der Eigenwahrnehmung, die emotionale Erleuchtung. Und Dank all dessen natürlich die brisante Wucht, mit der die Affen uns Menschen den Spiegel vorhalten – womit wir bei der allübergreifenden Kraft dieser Erzählung sind, die 1963 mit dem Roman von Pierre Boulle und 1968 mit der Verfilmung durch Franklin J. Schaffner ihren Anfang nahm. Und die, Dank des kritischen Weltgeschehens und Fortsetzungen wie dieser, nie langweilig wird.
Was wir bei dem ganzen Affenspektakel noch vermissen: Wann tritt innerhalb dieser Highspeed-Evolution wohl die Emanzipation ein? Noch immer sind es vornehmlich die männlichen Vertreter, die hier walten, während bei den Menschen längst auch Frauen wie Mae handlungstragend sind. Aber es geht ja zum Glück gewiss bald weiter hier. Vielleicht ja mit einer Affenlady Macbeth, irgend so etwas.
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