
Mein bester Feind
A/L 2011, Laufzeit: 95 Min., FSK 12
Regie: Wolfgang Murnberger
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Georg Friedrich, Udo Samel u.a.
>> www.meinbesterfeind.de
Verwechslungskomödie im Dritten Reich
Kleider machen Leute
"Mein bester Feind" von Wolfgang Murnberger
Komödien, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, sind nach wie vor eine Seltenheit, weil sie sich auf dünnes Eis begeben. Es ist nicht einfach, die Balance zu halten zwischen guten Gags und der Gefahr, die Gräueltaten jener Zeit auf unverantwortliche Weise zu verharmlosen. Insbesondere die Deutschen haben hier ein Problem, dem sie sich besser gar nicht erst stellen, anstatt in diese Falle zu tappen. Dani Levy, immerhin ein jüdischer Filmemacher, hat es mit „Mein Führer“ 2006 versucht und auch ganz gut gemeistert, doch er blieb die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel. Nun hat sich der Österreicher Wolfgang Murnberger an der Thematik versucht, als Vorlage diente ihm dabei der Roman „Wie es Victor Kaufmann gelang, Adolf Hitler doch noch zu überleben“ aus der Feder von Paul Hengge, der hier auch das Drehbuch geschrieben hat. Mit dem Ergebnis haben die beiden nun zwar nicht gerade Schiffbruch erlitten, es ist allerdings doch anders ausgefallen, als man vielleicht erwartet hätte.
Wolfgang Murnberger ist derzeit einer der erfolgreichsten Komödienregisseure Österreichs, der mit der Filmreihe um den Privatdetektiv Brenner („Komm, süßer Tod“, „Silentium“, „Der Knochenmann“) auch hierzulande Erfolge verbuchen konnte. Sein skurril-respektloser Witz, der die Filme mit Josef Hader zu Musterbeispielen des düsteren alpenländischen Humorverständnisses gemacht hat, schimmert bei „Mein bester Feind“ nur noch in einigen wenigen kleinen Bonmots durch. Die gesamte erste Hälfte des Films ist sogar todernst in Szene gesetzt, wenn vom Zerbrechen einer Freundschaft und dem Aufkommen des Nationalsozialismus in Österreich berichtet wird.
Ziemlich genau zur Halbzeit vollzieht sich dann der Wandel, wenn Victor und Rudi gemeinsam in einem NS-Flugzeug abgeschossen werden und als einzige den Absturz überleben. Victor tauscht mit dem verletzten Rudi die Rollen, schlüpft in die Uniform des SS-Schergen und degradiert Rudi zu seinem jüdischen Gefangenen. Die Posse kann eine ganze Zeit lang aufrechterhalten werden und liefert entsprechend den Nährboden für eine humorvolle Verwechslungs- und Verkleidungsgeschichte. Diese erreicht allerdings nie den zynischen Witz von Murnbergers vorangegangenen Filmen, sondern bleibt eher zurückhaltend. Das gibt dem Zuschauer die Gelegenheit, sich über die Absurdität von Vorurteilen Gedanken zu machen, die mit Kleidung und Verhaltensweisen einhergehen. Der ernste Hintergrund des Thematisierten schimmert immer wieder durch und steht einer ausnahmslos witzigen Aufbereitung im Wege. Vielleicht war diese aber auch gar nicht intendiert, und es geht den Filmemachern viel eher darum, den jüdischen Protagonisten als wahren Helden und Sieger zu zeichnen. Darüber, dass dadurch die Tatsachen auf unschöne Weise ausgeblendet werden, sehen wir mal wohl wollend hinweg.
Interview mit Moritz Bleibtreu
(Frank Brenner)
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