
Asterix & Obelix im Reich der Mitte
Frankreich 2023, Laufzeit: 112 Min., FSK 6
Regie: Guillaume Canet
Darsteller: Guillaume Canet, Gilles Lellouche, Marion Cotillard
>> www.asterixundobelix-film.de/
Witzig beseeltes Asterix-Abenteuer
Auf die Freundschaft!
„Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ von Guillaume Canet
„Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr.“ – und Pedantix fragt sich, ob eigentlich schon irgendjemandem irgendwann aufgefallen ist, dass wir das Jahr 50 v. Chr. seit „Asterix der Gallier“ schreiben und streng genommen alle Asterix-Abenteuer in ein und demselben Jahr stattfinden. Aber wir folgen ja nicht Pedantix, sondern diesem neuen Kino-Abenteuer: In China rücken der Kaiserin die Landesfürsten der Königreiche auf die Pelle, so dass ihre Tochter, Prinzessin Sass-Yi mit ihrer robusten Leibwächterin Han She Li zu den uns wohlbekannten Galliern flieht und diese um Unterstützung bittet. Also brechen die zwei besten Freunde der Welt auf ins Reich der Mitte. Julius Caesar (Vincent Cassel) indes wird von den Gegnern der Kaiserin um militärische Unterstützung gebeten und rückt mit seinem Heer hinterher. Und während Asterix den Wildschweinverzehr grundsätzlich und den Einsatz von Zaubertrank in Teilen hinterfragt, versteht Obelix die Welt nicht mehr. Aber das tut er ja sowieso.
Mit dem Ausflug nach China liefert der Film eine Original Story, die wie einst, ältere Semester erinnern sich, „Asterix erobert Rom“ eine „Bildergeschichte zum Film“ folgen lässt. Diesmal also geht’s ins ferne Reich der Mitte. Und das ist durchaus etwas Besonderes, toben sich die beiden Gallier doch bevorzugt im europäischen Raum aus – Ägypten, Amerika oder das Morgenland bilden, neben Abstechern in mystische Welten wie Atlantis, die Ausnahme. Dass man als Produzent gen China schielt, ist nicht abwegig – der Kinomarkt dort könnte dem Franchise ja spürbar zugutekommen. Andererseits ist es fraglich, inwieweit „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ überhaupt im Reich der Mitte starten wird. Regisseur Guillaume Canet („Kleine wahre Lügen“) plante ursprünglich, Teile des Abenteuers in China zu drehen. Nach diversen Besuchen im Vorfeld bestätigte sich allerdings rasch, wie dramatisch die chinesische Zensurmaschinerie insistiert. Pandabären sind dort ja grundsätzlich tabu in zeitgenössischer Kunst und Kultur, weil sich der chinesische Staatschef Xi Jinping schon allein durch die mediale Präsenz der Tiere parodiert sieht und entsprechend pandaphobisch unterwegs ist. Die spinnen, die da. Canet jedenfalls realisierte den Film am Ende komplett in Frankreich. Bauten und (digitale) Kulissen ersetzen adrett und charmant etwaige Originalschauplätze. Und Dank Zensur-Zensur findet der Panda nun zweifach Erwähnung. Xi Jinping selbst bleibt indes von einer Karikatur verschont. Aber es gibt ja so schon genug zu lachen. Und daran sind auch in diesem Abenteuer – Antivirus und Deng Tsin Qin, um nur zwei zu nennen – die Namenskreationen nicht ganz unschuldig.
Der wiederholte Einsatz der Lionel Richie-Schmonzette „Say You, Say Me“ wirkt deplaziert, nicht jeder Einfall scheint zu Ende gedacht und im letzten Drittel wird das knapp zweistündige Abenteuer kurz etwas zu lang. Aber insgesamt liefert Canet einen gelungenen, flotten Spaß mit einer Vielzahl an originellem Zitat, Zeitbezug und Querverweis und einer durchweg gut aufgelegten Darstellerriege. Nachdem Gérard Depardieu in den bisherigen Realfilmen als Obelix gesetzt war, füllt nun Gilles Lellouche („Ein Becken voller Männer“) diese Rolle. Das gelingt ihm äußerst trefflich, Lellouche vereint Naivität, Unbedarftheit und Loyalität zu einem hinreißenden Charakter, der ganz nebenbei den Kern von Freundschaft auf den Punkt bringt. Die Rolle von Asterix, der in den bisherigen Spielfilmen ohnehin nicht konstant besetzt war, übernimmt Regisseur Canet einfach höchst selbst. Auch das gelingt ihm. In kleineren Rollen finden sich Marion Cotillard als Kleopatra und Pierre Richard als – klar! – Miraculix. Sie alle verleihen den Charakteren amüsiert Seele. Nur Vincent Cassel spielt seinen Julius arg geerdet, ein wenig mehr Overacting und Hochnäsigkeit hätte der Figur nicht geschadet, die ja – Narziss, Macho, Pantoffelheld – reichlich Substanz bietet.
Regisseur und Co-Autor Guillaume Canet inszeniert mit Herz, Humor und Seele und führt die Leinwandabenteuer der Kultgallier in Würde fort. Die Leserschafft harrt derweil des anstehenden Comicbandes „Die weiße Iris“. Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad, die 2013 Co-Schöpfer Albert Uderzo abgelöst haben, benötigten ganze fünf mäßig unterhaltsame Bände, um schließlich 2021 mit „Asterix und der Greif“ endlich einen gelungenen Asterix-Comic zu gestalten. Vielleicht sind sie jetzt in der Spur. Canet ist es bereits mit seinem Debüt.
Nachtrag
Der Film erhält in China aufgrund von „Zensur- und Visaproblemen“ keine Erlaubnis zur Kinoauswertung.
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