Köln ist eine Stadt der vielen kleinen Filmfestivals. Dass dies kein Manko oder lediglich Ersatzprogramm in Ermangelung eines großen Festivals ist, bestätigt sich immer wieder im Gespräch mit Filmschaffenden oder bei Besuchen ausländischer Festivals, wie etwa dem im Juni zur EM in Österreich stattgefundenen 17. Internationalen Filmfestival Innsbruck mit Schwerpunkt auf Filmen aus Lateinamerika, Asien und Afrika.
Während eines öffentlichen Diskussionsforums betonten die anwesenden Filmschaffenden unisono: Wichtiger als einen Preis zu erhalten, sei es, im direkten Kontakt mit dem Publikum zu stehen und sich über die Filme austauschen zu können. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sei es vor allem, die unabhängig produzierte Filme benötigt. Diese Arbeit werde gerade auch von „kleineren“ Filmfestivals geleistet, die als „letzte Reservate“ für unabhängiges Filmemachen angesehen werden.
Ganz dieser Meinung war auch die iranische Regisseurin Afsar Sonia Shafie, die ihren Dokumentarfilm „City Walls – My Own private Teheran“ 2006 in Köln im Iran-Schwerpunkt des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund|Köln präsentiert hatte und jetzt für ihr Familienportrait dreier iranischer Frauen aus drei Generationen mit dem Dokumentarfilmpreis in Innsbruck ausgezeichnet wurde. Auch wenn „Teilnehmen alles“ bedeutet, so ermöglichen doch gerade Preise den Filmen oft erst, eine Kinoauswertung zu erhalten. „Red Road“ etwa gewann im vergangenen Jahr den Internationalen Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen des IFFF in Dortmund und startet nun am 17. Juli bundesweit in den Kinos. Mit ihrem packenden Thriller hat die britische Filmemacherin Andrea Arnold als erste von drei RegisseurInnen ihren Beitrag zum Projekt „Advance Party“ abgedreht, einer Trilogie, deren Teile mit den von Lone Scherfig und Anders Thomas Jensen vorgegebenen Personen einen jeweils eigenständigen Plot entwickeln.
Die Ausgangsidee zu „Red Road“ war, dass in Großbritannien etwa 20 Prozent aller weltweit existierenden Überwachungskameras installiert sein sollen. Ein Thema, das in diesem Jahr verstärkt in die Diskussion gerückt ist. Im April diesen Jahres präsentierte das IFFF Dortmund|Köln das aktuelle Filmschaffen von chinesischen Regisseurinnen im Länderprogramm Fokus: China. Gerade in China wurden unabhängig produzierte Filme oft nur auf ausländischen Festivals und nicht im eigenen Land präsentiert, die Filmschaffenden wurden teilweise gar in die Illegalität getrieben. Der österreichische Dokumentarfilm „Jeder siebte Mensch“ von Elke Groen und Ina Ivanceanu, den das Innsbrucker Festival in Kooperation mit kinovi(sie)on präsentierte, erzählt nun aus europäischer Sicht und jenseits von Zensur vom Alltagsleben in drei chinesischen Bauerndörfern. Den Filmemacherinnen gelang damit ein sensibler Einblick in das Hinterland der neuen Supermacht. Am 31.7. startet der Film auch in unseren Kinos.
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