trailer: Herr Lützel, haben Sie Heimweh nach der D-Mark?
Christof Lützel: Nein. Nach neuesten Umfragen wünschen sich zwar über 50 Prozent der Bundesbürger die D-Mark zurück. Wenn man nun aber wieder in die Kleinstaaterei zurückfallen würde, wären diese Menschen schnell belehrt. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der China, Indien und weitere Staaten immer wichtiger werden und Europa wirtschaftlich an Bedeutung verliert. Die Zukunft liegt im Euro, allerdings in einem stabilen Euro.
Hat die GLS-Bank in Südeuropa Investitionen in den Sand gesetzt?
Unser Geschäftsmodell unterscheidet sich von dem anderer Banken und funktioniert hervorragend. Wir haben weder jetzt noch im Jahr 2008 Geld verloren. In den fast 40 Jahren unseres Bestehens hatten wir im Kreditbereich keine nennenswerten Ausfälle. Wenn überhaupt noch Geld sicher angelegt ist, dann bei uns. Die Bereiche, in denen wir Kredite vergeben, also zum Beispiel ökologischer Landbau, Naturkostläden, regenerative Energien, Wohnprojekte, sind alles Wachstumsmärkte.
Wurde aus der jüngsten Finanzkrise also nichts gelernt?

Es hätte sich viel in der Finanzwelt ändern müssen. Aber es hat sich kaum etwas geändert. Von neuen Kollegen, die zuvor bei anderen Banken gearbeitet haben, höre ich, dass dort nach 2008 noch mehr gezockt wurde, um die Verluste wieder reinzuholen. Wir stehen also drei Jahre nach der Finanzkrise noch immer am selben Punkt. So gibt es zum Beispiel noch immer keine Finanztransaktionssteuer.
Kann der Einzelne etwas tun, wenn Politiker versagen?
Der Verbraucher hat eine noch immer unterschätzte Macht. Sie können gesunde Kleidung kaufen, gesundes Essen kaufen – und sie können zu einer guten Bank gehen. Und natürlich kann jeder selbst politisch handeln. 2008 konnte man sich noch nicht vorstellen, wie die Krise auf den Normalverbraucher durchschlägt. Jetzt demonstrieren die Menschen in New York und Washington. Vielleicht schwappt diese Bewegung nach Europa rüber. Wer weiß …
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