Kino spiegelt Gesellschaft. Kino ist häufig auch gesellschaftskritisch. Nicht ganz so häufig widmen sich Filmfestivals explizit politischen Themen oder werden gar gegründet, um ausschließlich politische Filme zu zeigen. Die durch das Land tourenden Festivals „ueber arbeiten“ und „ueber morgen“ sind solche seltenen Beispiele, die „Globale - das globalisierungskritische Filmfestival“ ist ein weiteres.
Die Globale fand im letzten Herbst bereits zum vierten Mal statt. Das Festival wurde von politischen Aktivisten, Journalisten, Filmemachern, Kinobetreibern und Cineasten in Berlin gegründet und findet dort seitdem im Jahresrhythmus statt. Auf der Globale 07 wurden in einer Woche mehr als 50 Filme gezeigt, darunter auch der eine oder andere Film, der es hierzulande zu regulären Kinostarts gebracht hat wie „Der große Ausverkauf“ oder „Bamako“. Bei den meisten anderen der gezeigten Filme steht weniger der ästhetische Aspekt als er politische Diskurs im Zentrum. Dokumentarfilme sind die gängige Form der auf dem Festival dargebotenen Filme, oft mit kleiner DV-Kamera unter widrigen Umständen gefilmt.
Das gilt sicher auch für die meisten der zwölf aus dem Gesamtprogramm der globale 07 ausgewählten Filme, die die Initiative Allerweltskino an fünf Tagen zeigt. Die Filme umspannen den gesamten Themenbereich der Globalisierung: „Unser Erdöl und andere Märchen“ erzählt von den internationalen Erdölfirmen in Venezuela, deren Einfluss trotz Präsident Chavez immer größer werden (14.3., 18 Uhr). „Angriff auf den Traum“ berichtet über die Strapazen, die Migranten aus Mittelamerika auf sich nehmen, um in die USA zu gelangen (14.3., 20 Uhr). Die größte Shoppingmeile Chinas und das Elend am Rande portraitiert „Living on Nanking Road“ (14.3., 22 Uhr). Viel näher sind einem sicherlich die Bilder von den Demonstrationen zum G8-Gipfel in Heiligendamm, die „neue WUT III - Das war der Gipfel!“ einfängt (16.3., 20 Uhr). Direkt betroffen ist man auch von den Ergebnissen des Films „Der Kleiderbügel“, der den Produktionsbedingungen von Firmen wie C&A, H&M oder adidas in Dritte Welt-Ländern nachspürt (16.3., 18 Uhr). Und wenn im Rahmen der geplanten Privatisierung die „Bahn unterm Hammer“ ist, dann geht das tatsächlich so gut wie jeden etwas an. Der Film zeigt in Anwesenheit des Filmteams und des Bündnisses „Bahn für alle“ die fatalen Folgen, aber auch die Chancen der Privatisierung auf (15.3., 20 Uhr). Im OFF Broadway sind als Auftakt und Abschluss zwei der Filme zu sehen, die es zu einem regulären Kinostart gebracht haben: „Unser täglich Brot“ von Nikolaus Geyrhalter läuft dort am 11. März um 20 Uhr, der bereits erwähnte Film von Florian Opitz, „Der große Ausverkauf“, ist am 18. März um 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs zu sehen. Wie hier sind auch zu den anderen Filmen zahlreiche Gäste für anregende Diskussionen geladen - Filmemacher wie Aktivisten. An Möglichkeiten zum Austausch wird es an diesem Wochenende nicht mangeln.
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