Die Corona-Pandemie hat viele bis dahin selbstverständliche Arbeitsbedingungen in Frage gestellt: Müssen wir wirklich jeden Tag ins Büro kommen und dort 40 Stunden die Woche verbringen? Welche Arbeit ist, wie es zu Corona-Hochzeiten hieß, „systemrelevant“ – und welche nicht? Schlagwörter wie New Work, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind seitdem in den Fokus der gesellschaftlichen Debatte gerückt. Doch schon vor Corona stellten Bücher wie „Bullshit Jobs“ (David Graeber, 2018) oder „Utopien für Realisten“ (Rutger Bregman, 2019) in Frage, inwiefern unser kapitalistische Arbeitsmodell, in dem wir leben, um zu arbeiten, noch zeitgemäß ist. Und kamen zu dem Schluss: gar nicht.
Nun gibt es auch eine deutsche Autorin (Graeber war US-Amerikaner, Bregman ist Niederländer), die in eine ähnliche Richtung argumentiert: Sara Weber mit ihrem neuen Sachbuch „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?“, das im Januar beim Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Weber befasst sich darin mit der Gegenwart und Zukunft der Arbeit. Sie spricht über das Phänomen der „Great Resignation“, einer Kündigungswelle in den USA, die seit der Corona-Pandemie von Expert:innen beobachtet wird, und sie überlegt, wie eine Arbeitswelt aussehen müsste, die den Klimawandel nicht weiter befeuert.
Weber hat sich auch vor ihrem Sachbuch bereits mit dem Thema Arbeit beschäftigt: Bis 2021 hat sie als verantwortliche Chefredakteurin für das Job-Portal LinkedIn gearbeitet und dort die deutsche Redaktion aufgebaut sowie geleitet. Zuvor hat sie als freie Journalistin, Speakerin und Dozentin unter anderem für die Süddeutsche Zeitung und den Spiegel gearbeitet. Für ihre Arbeit wurde sie als eine der Wirtschaftsjournalist:innen des Jahres 2019 ausgezeichnet. Mittlerweile widmet sich Weber ausschließlich dem Thema Arbeit und gibt unter anderem Workshops in Firmen zu den Themen Vier-Tage-Woche oder hybrides Arbeiten. „Die Art, wie wir heute arbeiten, ist kaputt“, sagt Weber. „Viele Menschen sind erschöpft, überlastet und ausgebrannt, die Arbeit verdichtet sich, die Schere zwischen guten und schlechten Jobs geht weiter auf.“ Doch gemeinsam hätten wir die Chance, das zu ändern, etwa indem wir eine gleichberechtigte Arbeitswelt schaffen und Arbeitszeiten reduzieren. „Um genau diese Themen geht es in meinem Buch“, sagt die Arbeitsexpertin.
Sara Weber: Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? | Fr 26.5.19 Uhr | Literaturhaus Oberhausen | www.literaturhaus-oberhausen.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Blühende Hoffnungsbeete
„Ein Garten für uns“ von Zoë Tucker – Vorlesung 05/23
Gemeinsame Schritte
„Du“ von Andrea Langenbacher – Vorlesung 05/23
Quietschbunte Gewalt
Von starken Frauen und korrupten Männern – ComicKultur 05/23
Zur Ironie gehört Empathie
Sensationelles Romandebüt von Mathilda Prall – Textwelten 05/23
Ein mutiger Auftritt
„Ellas Elfentanz“ von Annika Klee – Vorlesung 05/23
Nächtliches Tierreich
„Wer schläft, wer wacht in der Nacht?“ von Beatrix Mannel – Vorlesung 04/23
In stürmischen Höhen
Mithu Sanyal bei den Ruhrfestspielen – Literatur 04/23
Von Hammer und Pinsel
Jörg Thadeusz präsentiert Roman zwischen Kohlestaub und Kunstakademie – Portrait 04/23
Nebelkinder
„Die Verwandelten“ von Ulrike Draesner – Textwelten 04/23
Besser spät als nie
Abschlussbände von Comicreihen endlich erschienen – ComicKultur 04/23
Unterdrückte Wut
„Salomés Zorn“ von Simone Atangana Bekono – Klartext 04/23
Nordische Sagen für Kinder
Matt Ralphs’ aktuelles Sachbuch „Nordische Mythen“ – Vorlesung 03/23
Surren, Summen, Brummen
„Der große Schwarm“ von Kirsten Traynor – Vorlesung 03/23
Postmigrantische Erfahrungen
Lena Gorelik liest in Dortmund – Lesung 03/23
„Bildung spielt in unserem Land keine große Rolle“
Hilmar Klute über seinen Roman „Die schweigsamen Affen der Dinge“ – Interview 03/23
Im Labyrinth der Opferbilder
Heidi Furre zeigt in „Macht“ die Folgen des Missbrauchs – Textwelten 03/23
Comic, Film, Comic-Film?
Von Comics, Graphic Novels und Animationsfilmen – ComicKultur 03/23
Fränge, Förster und die Wilde 13
Frank Goosen stellt seinen neuen Roman vor – Literatur 03/23
Vaters Schatten-Ich
Gro Dahles und Svein Nyhus’ Kinderbuch „Bösemann“ – Vorlesung 03/23
Melodie der Zuversicht
„Der Hoffnungsvogel“ von Kirsten Boie – Vorlesung 02/23
Bloß kein Realismus
Dortmunds neuer „Stadtbeschreiber“ Alexander Estis stellt sich vor – Literatur 02/23
Leidenschaft an der Ladenkasse
Autor Pierric Bailly in Essen – Literatur 02/23
Die Party ist vorbei
Marta Orriols‘ Blick ins Leben der Paare – Textwelten 02/23
Stürmische Liaison
„Der junge Mann“ von Annie Ernaux – Klartext 02/23
Alltag und Irrsinn
Comics von tragikomisch bis irre komisch – ComicKultur 02/23