Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.562 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Rumpeln im Gebälk

28. Juli 2011

Kompakt Disk 08/11

And so I watch you from afar ist der Name einer nordirischen Band, die sich dem instrumentalen Mathcore verpflichtet. Auf ihrem zweiten Album „Gangs“ gibt es tricky Rhythmen, Breaks und Tempowechsel. Die Gitarre kratzt immer haarscharf an Metal- und Art Rock-Klischees vorbei, die Double-Bassdrum ergänzt den Eindruck, als Gegengewicht gibt es aber Punk Rock-Feeling (Richter Collective). Wooden Shjips

benennen sich zwar nach einem Stück von David Crosby (mit Schreibfehler), beziehen sich mit ihrem Space Rock aber deutlich auf die psychedelischen Hippies bzw. deren Nachfahren. Als hätte es Spacemen 3, deren Sonic Boom produziert hat, nie gegeben (Thrill Jockey).

Der zwölfte Jahresbericht von Kölns Techno-Flagschiff Kompakt fährt die Anstrengungen der letzten Jahre etwas zurück und präsentiert sich als einfache CD. Zwölf Stücke gibt es auf „Total 12“. Mit dabei sind alte Hasen wie Wolfgang und Reinhard Voigt, Michael Mayer, The Modernist, Superpitcher und Matias Aguayo und einige Neuzugänge mit meist geschmackvollem, melodiösen Techno – ein paar Mal rumpelt es aber auch ordentlich im Gebälk. Noch ein Lokalmatador: Hans Nieswandt, seit Ewigkeiten bekannt als DJ, Autor und Produzent, versammelt auf „Hans is playing House“ seine Remixe der letzten Jahre. 14 Mal hat er Originale von Knarf Rellöm über Jens Friebe zu Barbara Morgensternindividualistisch verhoused, ohne Angst vor drolligem deutschen Disco (bureau b). Die französischen DJs Jess & Crabbe stellen mit "Bazzerk – African Digital Dance“ auf zwei CDs Kuduro vor, eine Musik aus Angola, die afrikanische Rhythmen und Sounds mit Techno, House, Rap und Dancehall mischt. Eine Verwandtschaft zum rauen Baile Funk aus Brasilien lässt sich ausmachen. International bekannt geworden ist der Stil durch die Portugiesen Buraka Som Sistema und M.I.A., die den Sound in ihre Musik einfließen lässt. „Bazzerk“ versammelt 27 umwerfende Dancetracks (Mental Groove). Aus Mali kommt dasL'Orchestre Kanaga de Mopti, deren gleichnamiges Album 1977 auf einem staatlichen Label erschien und inzwischen Kultstatus genießt. Was nicht wundert, denn der Afro Funk ist sehr mit typischen Stammesgesängen und tribalistischen Xylophon-Phrasen durchsetzt – großartig (Kindred Spirits).

In der „Original Album Series“ werden für wenig Geld fünf Original-Alben in dünnem Originalcover ohne Schnickschnack zusammengefasst. Neben vielem mediocrem 70er und 80r Kram erscheint jetzt auch je eine Box von zwei der bedeutendsten Jazz-Erneuerern:John Coletrane und Ornette Coleman. Beide Boxen demonstrieren mit den Alben für das Label Atlantic – darunter das programmatische „Free Jazz“ von Coleman, den Umbruch in den frühen 60er Jahren zum freieren Jazz (Rhino). Das Harmonium sieht aus und spielt sich wie eine Kirchenorgel, die Tonerzeugung ist ähnlich wie beim Akkordeon. Man kennt es in der Popmusik vor allem von Nico. Auf Sigbjørn Apelands instrumentalem Soloalbum „Glossolalia“ ist es sehr flächig eingesetzt, wogt mal beruhigend, mal schaukeln sich die Klangwellen hoch oder getragene Melodien halten einkehr. Sehr schön, sehr kontemplativ (Hubro). Jim O'Rourke arbeitet seit Jahren an der Grenze zwischen Pop und Experiment. Mit der Reihe Old News räumt er sein Archiv auf und veröffentlicht experimentelle Stücke der letzten 15 Jahre. „Old News #5“, versammelt vier Stücke von 1992 bis 2010, deren elektronische Klänge wie ein Geräuschorchester erscheinen, mitunter sehr harsch, dann wieder schälen sich wunderbare Melodien aus den Drones. Vinyl only (Editions Mego).

CHRISTIAN MEYER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

The Fall Guy

Lesen Sie dazu auch:

Sehnsüchtiger Echonebel
Als das alte Can-Studio ins Museum wanderte, wurden alte Bänder der wohl einzigen Kölner Band von Weltruhm entdeckt – Kompakt Disk 08/12

Abstrakte Leitlinie
Kompakt Disk 07/12

Stolpernde Soundschlieren
Kompakt Disk 06/12

Aufreibend auflösen
Kompakt Disk 05/12

Archaische Computermusik
Kompakt Disk 04/12

Zeitlupe
Kompakt Disk 03/12

Überbordender Eklektizismus
Kompakt Disk 02/12

Schwerelose Tiefgründigkeit
Kompakt Disk 01/12

Notorische Echokammern
Kompakt Disk 12/11

Afrikanische Großraumdisco
Kompakt Disk 11/11

Obligatorische Gitarrenwände
Kompakt Disk 10/11

Geraspelter Krautrock
Kompakt Disk 09/11

Musik.

Hier erscheint die Aufforderung!