Welche Dimensionen können Strumpfhosen entwickeln? Insbesondere, wenn sie ihrer eigentlichen Funktion beraubt, nur noch als feines Material betrachtet werden. Haben Nylons überhaupt etwas Systemisches jenseits von zwei Beinen? Durchaus. Die Bochumer Künstlerin Monika Ortmann wird das im April im Kunstverein Heinsberg mit ihren Installationen und dreidimensionalen Wandmalereien zeigen. Für „turn the tension from one to five“ schafft sieStrukturen, die sich auch mit Hierarchien und Ausbeutungs-Szenarien durch übergeordnete Systeme auseinandersetzen und die Frage nach der persönlichen Verortung im Zusammenhang stellen – die ästhetische und konzeptionelle Dimension wird so mit einer bewussten, gesellschaftsbezogenen Haltung verbunden.
Alles wird versponnen, verwoben, verknotet, allgemeine Verstrickungen, eine Diagnose als begehbares Bild einer Oberfläche dieser Welt und des Universums. Der Stoff, der Nylonfaden hat dafür in seiner ursprünglichen Haptik längst ausgedient, es bleibt Gewebe, Reste von Strumpfhosen, auch das Treibgut unserer Gesellschaft. Seit den 1970er Jahren bilden „used changeable subjects“ Installationen, die radikal den jeweiligen Raum einnehmen, eine künstlerische Strategie der Veränderung für die Künstlerin, die gerne auchSchuhe, Puppen oder Altpapier neu „verarbeitet“.Die Installationen zeigen immer eine verblüffende Entsprechung zu allen Netzwerken: Computertechnik, globaler Vernetzung und organischen Geweben zwischen Mikro und Makrokosmos. Dafür verändert sich ihr „Lieblingsmaterial“ Strumpfhosen, ein simples Nylongewebe, in alle Richtungen. Die besondere Eigenschaft dieser hauchzarten Gewebe, die hohe Flexibilität mit Transparenz und Belastbarkeit verbinden, machen sie zu einem geradezu idealen bildhauerischen Material für die dynamischen Dimensionen, die auch immer den jeweiligen Raum neu definieren.
In Heinsberg wird dieses bildhauerische Material auch wie Malerei benutzt, es ist schon ziemlich ungewöhnlich, wie sich das Nylon dreidimensional von der Wand in den Raum bewegt, in malerischen Strukturen neue Sichtweisen fordert, um am Ende selbst auf traditionellen Keilrahmen zu bestehen.
Monika Ortmann: „turn the tension from one to five“ | Vernissage: 24.4. 11.30 Uhr, bis 15.5. | Kunstverein Heinsberg | 02452 655 98
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