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Das Filmteam um Lia Jaspers (2. v.l.) hat bei der Deutschlandpremiere sichtlich Spaß
Foto: Betty Schiel

Kuppelei 2.0

22. Januar 2016

Lia Jaspers zeigte im Filmstudio Glückauf ihre Dokumentation „Match Me!“ – Foyer 01/16

Essen, 20. Januar – Lia Jaspers hat das Talent, witzige Dokumentarfilme zu drehen. Davon konnte sich das Essener Publikum in entspannter Atmosphäre bei der Deutschland-Premiere von „Match Me!“ überzeugen. Vor dem Filmstudio Glückauf stimmte ein roter Teppich auf der „Rü“, wie die Rüttenscheider liebevoll ihre Hauptstraße nennen, auf die sehr gut besuchte Vorstellung ein. „Match Me“ folgt drei jungen Menschen, die bereit sind, sich von Heiratsvermittlern verkuppeln zu lassen. Die erstaunlichen Spielarten dieses „Matchmakings“ und die starken ProtagonistInnen zogen das amüsierte Publikum in ihren Bann.

Eigentlich hatte Lia Jaspers im Sinn, einen Liebesfilm zu drehen, erzählt sie im Filmgespräch. Hunderte von Stunden habe sie in ihrem Bekanntenkreis damit verbracht, Beziehungskonzepte durchzudiskutieren. Dann kam der entscheidende Hinweis ihrer Produzentin Sonja Kulkarni: Sie vermittelte den Kontakt zu einer Yogi-Community, die ihr Beziehungs-Schicksal in die Hände von Gurus legen. Auf einem großen Festival werden junge Männer und Frauen nach spiritueller Schau zu Ehepartnern bestimmt. Die Heirat ist damit beschlossene Sache, jetzt muss man sich kennenlernen. Sarah aus Wien, die es nach Litauen verschlägt, löst mit dieser Art der Partnerwahl bei manch einem Zuschauer großes Erstaunen und eine Prise Unverständnis aus.

Die von Liebeskummer geplagte Künstlerin Johanna aus München, reist nach einer gescheiterten Beziehung zum schrulligen „Matchmaking Festival“ in ein irisches Dörfchen und ist eigentlich auf die große romantische Liebe aus. Sicherlich seien die Leute im Film mit ihren Liebes-Strategien nicht repräsentativ, aber Lia Jaspers konstatiert dennoch den Wunsch bei vielen, nicht die Verantwortung übernehmen zu müssen für die schwierigen Fragen der lebenslangen Partnerwahl. Es kann auch reizvoll und erfolgsversprechend sein, das von jemand anderem besorgen zu lassen. Eine Art von Optimierungswahn auch in der Liebe fordere, dass der Partner immer noch toller, schöner, reicher sein müsse. Frustration ist häufig die Folge.

Wie gelingt es einer Filmemacherin derart nah an die intimen Momente im Leben der ProtagonistInnen zu kommen? – Eine Standard-Frage an DokumentarfilmmerInnen, die sich dem beobachtenden Stil verschreiben. Lia Jaspers erzählt von dem langen Weg, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Eine Person im Film lächerlich zu machen sei ein Leichtes, Ausgewogenheit dagegen eine Kunst. Irgendwann hätten sie einfach vergessen, dass das Filmteam mit dabei war. Die Publikums-Frage, welche Szenen inszeniert gewesen seien, freute Jasper, denn es zeugt davon, wie authentisch die Geschichten rüberkommen. Es habe überhaupt keine Anweisungen im Sinne eines Spielfilm-Drehs gegeben. „Wir fühlen uns dem Dokumentarfilm verpflichtet. Ein sehr guter Kameramann, ein schneller Ton-Mann und eine Regie, die die entscheidenden Momente nicht verschläft, helfen in jedem Fall“, so Jasper augenzwinkernd. In Helsinki erprobt die queere Lovers‘ Matchmaking Agency einen charmant-spielerischen Umgang mit dem Verkuppeln. Ein Trick sei etwa, die Paare zum Eisschwimmen zu schicken: Eine dermaßen krasse körperliche Erfahrung schweißt einfach jeden zusammen. Bei den winterlichen Temperaturen in Essen, ist das ja eventuell eine interessante Empfehlung an alle Suchenden.

Alle Kinotermine tagesaktuell auf www.matchme.wfilm.de/match-me/kinotermine

Betty Schiel

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