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Ian Bostridge
Foto: Simon Fowler

Höher, besser, schöner

29. Oktober 2015

Eine besondere Mischung aus kulturellen Verwurzelungen – Klassik an der Ruhr 11/15

Den Liederabend hat wohl in der Vergangenheit kaum jemand mehr geprägt als die Legende Fischer-Dieskau, die der kleinen Form Klavierlied sezierend analytisch entgegentrat und besonders die deutliche Sprache revolutionierte – beinahe bis zum Deklamatorischen gesteigert, es spritzten nicht nur die Konsonanten über seine Lippen, auch einige Fontänen Speichel für die besseren Theaterplätze waren unvermeidbar.

Heute sind Typen in allen klassischen Disziplinen gefragter als technische Weltmeister, Charakterköpfe und Sonderlinge erobern die Sympathien des Publikums leichter. Vielleicht sind dies Anleihen aus den Verkaufsstrategien der Pop- und Rockmusik, vielleicht können die von musikalischen Fragen in der persönlichen Ausbildung meist verschont gebliebenen Neukunden der Klassik keine anderen Kriterien anlegen.

Es gibt aber auch Typen, die sowohl das eingeschworene Volk der Liedfans mit den spontan reagierenden Neugierigen in Begeisterung verbrüdert. Nun trifft der Reihentitel der Essener Liedreihe „Große Stimmen“ nicht unbedingt den Tenorton des Briten Ian Bostridge, aber die Persönlichkeit dieses einzigartigen Lied- und Opernsängers verspricht ganz sicher große Gefühle und damit imposante Konzerterlebnisse. Schon der Tausch von klassischem Flügel zur Gitarrenbegleitung deutet die Zartheit dieses Abends an, ebenso der Wechsel zwischen den Komponisten John Dowland über Franz Schubert zu Benjamin Britten: Der englische Komponist war ja mit einem Tenor auch im wahren Leben verbunden, und Bostridge gilt als der authentischste Erbe des englischen Tenorideals Peter Pears. Außerdem verbindet ihn die Opernbühne mit den Paraderollen in Brittens Musiktheater-Schaffen.

Im aktuellen Programm mit dem chinesischen Gitarristen Xuefei Yang bildet Brittens Liedzyklus „Songs from the Chinese“ die Brücke zu einer speziell für dieses Duo geschriebenen Sammlung chinesischer Lyrik, die der walisische Gitarrenspieler und Komponist Stephen Goss vertont hat. So mischen sich alte englische Klänge mit romantischem Liedgut und frischen Notenblättern für eine deutsche Erstaufführung.

Große Stimmen: Ian Bostridge | Sa 14.11. 20 Uhr | Philharmonie Essen | 0180 651 00 23

Olaf Weiden

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