„Sirāt“, das ist die „Brücke, dünn wie ein Haar und scharf wie ein Messer“. Diesen schmalen Grat nehmen die Protagonisten im Wüsten-Roadmovie des Spaniers Óliver Laxe mit ihren schweren Trucks. Den immer leicht unter Drogen stehenden Aussteigern hat sich ein Vater (Sergi Lopez) mit seinem Sohn im silberfarbenen Mittelklasse-Van angeschlossen - auf der Suche nach der verloren gegangenen Tochter. Die Fahrt, eine überstürzte Flucht vor einem anschwellenden, nicht näher definierten Krieg, führt tief hinein in die marokkanische Wüste, erinnert an George Millers „Mad Max“ und dessen Wüstendurchquerungen. Laxes „Sirât“ hält eine bittere Moral über die Dystopie des Moments bereit, die auch ein Kommentar zu unserer verzweifelten Gegenwart ist. Der Film wurde in Cannes mit dem Grand Prix der Jury ausgezeichnet.
Durch eine Erbschaft entdecken vier Cousins 1994 ihre geheimnisvolle Familiengeschichte. Der mit Filmen wie „... und jeder sucht sein Kätzchen“(1996) und „L‘Auberge espagnole“ (2006) im Arthouse- wie im Mainstream-Kino erfolgreiche Regisseur Cédric Klapisch eroberte 2015 mit der Serie „Call my Agent“ weltweit auch das Netflix-Publikum – das deutsche Remake ist gerade in der Mache. In „Die Farben der Zeit“ bedient er mit stimmungsvollen Bild-Tableaus (Kamera: Alexis Kavyrchine) leichthändig die Genres zwischen Romanze und Fantasy, jongliert zwischen den Zeitebenen der Belle Epoque (1871-1914 in Europa) und der Gegenwart. Magisch, wenn er die Hauptdarstellerin (eine Entdeckung: Suzanne Lindon, die Tochter des französischen Superstars Vincent Lindon) der Belle Epoque-Episoden die Treppen am Seine-Ufer hinaufgehen lässt, während ihr ein Jogger von heute entgegenkommt. Ganz großes Kino!
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: das kafkaeske Drama „Willkommen um zu bleiben“ von Tallulah Hazekamp Schwab, die Verschwörungsszene-Doku „Soldaten des Lichts“ (Filmhaus) von Julian Vogel und Johannes Büttner, die Pflege-Doku „Die zärtliche Revolution“, das (zu?) späte Western-Ulk-Sequel „Das Kanu des Manitu“ von Michael Bully Herbig und der Pflegemutter-Schocker „Bring Her Back“ von Michael und Danny Philippou.
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