Lügen und andere Wahrheiten
Deutschland 2014, Laufzeit: 93 Min., FSK 12
Regie: Vanessa Jopp
Darsteller: Meret Becker, Thomas Heinze, Florian David Fitz, Jeanette Hain, Alina Levshin
>> luegenundanderewahrheiten.de
Vielschichtiger deutscher Ensemblefilm
Jeder für sich allein
„Lügen und andere Wahrheiten“ von Vanessa Jopp
Vielleicht hat man mit der Wahl des Titels „Lügen und andere Wahrheiten“ nicht gerade die beste Entscheidung getroffen. Ziemlich nichtssagend, könnte sich dahinter sowohl eine französische Beziehungskomödie als auch ein britisches Sozialdrama verbergen. Keines von beidem trifft hier zu, denn Vanessa Jopps siebter Kinofilm ist das seltene Beispiel eines deutschen Ensemblefilms, der sich einzureihen versucht in die insbesondere in den USA in den letzten Jahren beliebte Methode des Miteinanderverwebens verschiedener Geschichten, um am Ende ein komplexes Gesellschaftsporträt zu zeichnen.
Dass sich die Regisseurin hier gleich bei einer ganzen Reihe deutscher Darsteller bedient, die in den 90er Jahren vornehmlich durch die seinerzeit immens populären Beziehungskomödien bekannt geworden waren, ist vielleicht eine ironisch gemeinte Verbeugung vor dieser Tatsache. Denn immerhin dürfen Meret Becker („Kleine Haie“), Thomas Heinze („Allein unter Frauen“) und Jeanette Hain („Das Trio“) hier die fünfzehn bis zwanzig Jahre älteren Versionen der Figuren spielen, mit denen sie seinerzeit das Publikum begeisterten. Im Mittelpunkt stehen die von Becker gespielte Zahnärztin Coco und deren Verlobter Carlos (Heinze), ein Immobilienmakler, deren Beziehung auf den Prüfstand gerät, als Coco dahinterkommt, dass ihr Verlobter ihr Dinge verheimlicht. Auch die Beziehung von Cocos bester Freundin Patti (Hain) zum gemeinsamen Yoga-Lehrer Andi (Florian David Fitz) muss angesichts einiger nicht ausgesprochener Dinge noch einmal gründlich überdacht werden. Komplettiert wird die kunstvoll miteinander verwobene Geschichtensammlung durch Cocos Zahnarzthelferin Vera (Alina Levshin), die von ihrer russischen Vergangenheit eingeholt wird, und durch Nachbarin Cindy (Lilith Stangenberg), deren fröhliche Art größere seelische Qualen verschleiern soll.
Wie schon bei ihrem starken Ensemblestück „Komm näher“ hat Vanessa Jopp auch hier wieder weitgehend auf ein ausformuliertes Drehbuch verzichtet und ihre Schauspieler anhand einiger weniger Stichpunkte die einzelnen Szenen improvisieren lassen. Das Ergebnis ist ein wirklich überzeugendes komplexes Drama, das einige handfeste Überraschungen hinsichtlich der darstellerischen Möglichkeiten der Beteiligten für die Zuschauer bereithält. Wie bei den meisten Filmen dieser Art muss man darüber hinwegsehen können, dass es die ein oder andere Konstruiertheit gibt, mit der die unterschiedlichen Teilhandlungen miteinander in Beziehung gesetzt werden; manches ist aufgrund der benötigten Dramaturgie überzeichnet. Aber das sind nur kleinere Mankos bei einem insgesamt sehr sehenswerten Film, dessen interessant und stimmig gezeichnete Figuren im Laufe der Handlung immer weitere Facetten offenbaren und interessanter werden.
Interview zum Film mit Darsteller Thomas Heinze
(Frank Brenner)
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Das Zimmer der Wunder
Start: 16.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Prognose: Lachstürme
Die Komödie findet endlich ins Kino zurück – Vorspann 02/24
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024