Hot Milk
Großbritannien 2025, Laufzeit: 92 Min., FSK 12
Regie: Rebecca Lenkiewicz
Darsteller: Emma Mackey, Fiona Shaw, Vincent Perez
>> mubi.com/de/de/films/hot-milk-2023
Atmosphärisches Charakterdrama
Geheimnisse in Almería
„Hot Milk“ von Rebecca Lenkiewicz
Mit ihren Drehbüchern zum Oscar-gekrönten polnischen Schwarz-Weiß-Film „Ida“ über zwei komplett konträre Frauenfiguren unterschiedlicher Generationen und zu Maria Schraders Beitrag zur Me-Too-Debatte, „She Said“, hat sich Rebecca Lenkiewicz bereits einen international respektablen Ruf erarbeitet. Nun hat sie mit „Hot Milk“ nicht nur ihr Debüt als Regisseurin vorgelegt, sondern zur Abwechslung auch mal einen fremden Stoff verfilmt, indem sie hier den gleichnamigen Roman von Deborah Levy für die Leinwand adaptierte. Ohne Kenntnisse der geschriebenen Vorlage dürfte es den meisten Zuschauern allerdings vermutlich schwerfallen, sich in den assoziativen Szenen zurechtzufinden, die zahlreichen angesprochenen Themen für sich zu gewichten und auch mit einigen offenen Enden schließlich einen Gewinn aus dem Gesehenen zu ziehen. Ungeachtet dessen ist es Lenkiewicz aber sehr eindringlich geglückt, eine permanente Atmosphäre der Verstörung, des Unbehagens und der unterschwelligen Bedrohung aufzubauen.
Die erwachsene Sofia (Emma Mackey) kümmert sich bereits seit Kindertagen um ihre Mutter Rose (Fiona Shaw), die seit dieser Zeit an den Rollstuhl gefesselt ist und unter starken körperlichen Schmerzen leidet. Gemeinsam sind die beiden von London nun nach Almería gereist, wo sich Rose durch die Behandlung bei einem renommierten Privatarzt neue Hoffnungen auf Genesung macht. Dr. Gomez (Vincent Perez) scheint hierfür tatsächlich der Richtige zu sein, weil er einen anderen Ansatz als seine zahlreichen Vorgänger verfolgt und Roses Krankheit auch auf psychologische Ursachen hin untersucht und seine Patientin dabei aus der Reserve lockt. Sofia genießt unterdessen jede freie Minute, in der sie nicht als Dauerpflegekraft für ihre fordernde Mutter zur Verfügung stehen muss und verliebt sich am Strand in die burschikose Ingrid (Vicky Krieps), die allerdings auch einige männliche Verehrer und ein dunkles Geheimnis hat. Vor der flirrenden Hitze der spanischen Urlaubsregion treten nach und nach die unterschiedlichsten Gefühle zu Tage, die schließlich ihren Höhepunkt finden, als sich Sofia entschließt, ihrem Vater einen Besuch abzustatten, den sie schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Die höchst unterschiedlichen Figuren in „Hot Milk“ sind allesamt sehr detailreich und glaubwürdig gezeichnet, weswegen es einem als Zuschauer leichtfallen dürfte, in die komplexe Geschichte einzutauchen und mitzufiebern. Rebecca Lenkiewicz erzeugt im Zusammenspiel mit ihrem Komponisten Matthew Herbert auch frühzeitig eine unheilschwangere Atmosphäre, die sie im Laufe der Erzählung geschickt zu steigern versteht. Die dadurch heraufbeschworenen Erwartungen können indes nur bedingt erfüllt werden, weil „Hot Milk“ bis zum Ende mysteriös-geheimnisvoll bleibt und schließlich mehr Fragen offen als beantwortet sind. Das hat für einige sicherlich einen ganz besonderen Reiz, dürfte aber anderen eher unangenehm sein und sie etwas ratlos zurücklassen.
Kinofest-Test
Lünen als Versuchslabor für die Kinozukunft – Vorspann 07/25
Mikrodramen vs. Spielfilm
Was können Kinos gegen die Schnipselflut tun? – Vorspann 06/25
Arbeitskampf und Dekolonisation
Das IFFF 2025 in Dortmund und Köln – Festival 04/25
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Der Salzpfad
Start: 17.7.2025
The Life of Chuck
Start: 24.7.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
Willkommen um zu bleiben
Start: 14.8.2025
Der Kuss des Grashüpfers
Start: 21.8.2025
In die Sonne schauen
Start: 28.8.2025
Wenn der Herbst naht
Start: 28.8.2025
22 Bahnen
Start: 4.9.2025
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Amrum
Start: 9.10.2025
Tron: Ares
Start: 9.10.2025
Stiller
Start: 30.10.2025
Eddington
Start: 20.11.2025
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24