
Die Akademie
Deutschland 2024, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Camilla Guttner
Darsteller: Maja Bons, Luise Aschenbrenner, Jean-Marc Barr
Drama aus der Kunstakademie
Künstlerische Erweckung
„Die Akademie“ von Camilla Guttner
Für Jojo (Maja Bons) erfüllt sich ein Traum, als sie als Kunststudentin in die Akademie aufgenommen wird und ihr Probejahr unter dem berühmten Professor Robert Copley (Jean-Marc Barr, „Im Rausch der Tiefe“) absolviert. Rasch freundet sie sich mit ihrer Kommilitonin Siri (Luise Aschenbrenner, „Fabian – Oder Der Gang vor die Hunde“) an. Die Faszination für diesen Kreativkosmos weicht schon bald profunder Irritation, als sie den Kurs des unorthodoxen Professors Roeg (Andreas Lust, „Schachnovelle“) besucht. Der Gelehrte schwadroniert, provoziert und säuft. Und Copleys Assistent begegnet der jungen Studentin darüber hinaus mit Missgunst. Jojo sucht verzweifelt Orientierung. Dabei muss sie sich zuallererst selbst finden – und die Künstlerin in sich.
Drehort ist die Akademie der Bildenden Künste München, auf der Regisseurin Camilla Guttner selbst fünf Jahre lang als Meisterschülerin des irischen Malers Sean Scully studierte, bevor sie schließlich an der Hochschule für Film und Fernsehen das Studium der Spielfilmregie absolvierte. Guttners Kinodebüt gestaltet sich entsprechend autobiografisch – und die Bilder Jojos entsprangen der Hand der Filmemacherin. Guttner weiß um das Innenleben der Akademie, kennt Faszination und Herausforderung, ist offensichtlich allerlei skurrilen Künstler:innen und Gelehrten begegnet, hat Neid, Provokation und Verrat ebenso erfahren wie Solidarität, Erfolg und Anerkennung. Davon erzählt sie hier. Guttner hatte bereits 2017 mit „Blauhimmel“ ihr Spielfilmdebüt hingelegt, der Festivals bespielte. Das Kinodebüt der Regisseurin und Drehbuchautorin weist nun noch immer manche Debütmacken auf: Einige Nebenfiguren bleiben vergleichsweise eindimensional gezeichnet, wie zum Beispiel Jojos Großmutter, die darauf reduziert ist, Weisheiten oder Durchhalteparolen von sich zu geben. Die Narration erscheint mitunter aufgesetzt und ausgestellt, wenn Jojo ein einziges Mal eine Zigarette raucht, nur weil in der Szene verdeutlicht werden soll, dass sich bei der Großmutter gesundheitliche Probleme andeuten. So ist manches vorhersehbar, und mitunter leidet auch mal die Logik. Andererseits beeindruckt die Hauptfigur in ihrer Selbstfindungsodyssee und Andreas Lust als Professor Roeg, der als launischer, aber ebenso zermürbter Gelehrter ebenso amüsiert wie verstört und damit Jean-Marc Barr, der als väterlicher, aber strenger Professor eigentlich bloß viele durchaus kluge und erhellende Dinge von sich gibt, in den Schatten stellt.
Die Kunstwelt bietet derzeit vielerlei Diskussionsfläche – „Die Akademie“ indes ist kein Film über die Auswüchse einer documenta, sondern über das erste Semester. Ist Drama eines Erweckungsrufs, einer doppelten Selbstfindung: als junger Mensch und als angehende Künstlerin. Und trotz mancher Makel ist Guttners Film insgesamt grundsympathisch, man spürt die Zärtlichkeit, mit der sie ihren Figuren begegnet. Vermutlich hätte etwas mehr Distanz aufs Geschehen und eine Portion Augenzwinkern dem Film noch besser gestanden. Vor allem aber überzeugt das Drama mit seinem Leitthema: Der Frage nach dem Wesen der Künstlerin, des Künstlers: Wie gelange ich zu der Kunst, die mich ausmacht? Wie bleibe ich mir stabil treu, ohne für schnellen Ruhm zur Marke zu verkommen?
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