Dortmund, 09.11. – In gemütlicher Atmosphäre zeigte das SweetSixteen die Doku über die nachbarstädtische Basketballmannschaft, den Phönix, der flügellahm nicht aus der Asche kam. Groß war die Freude in Hagen, als der Zweitligist 2009 erstklassig wurde, groß war aber auch die Enttäuschung, als klar wurde, dass Phönix Hagen neben Hallenproblemen auch mit Spieler- und Motivationsproblemen zu kämpfen hat. Regisseur Jens Pfeifer, der die Mannschaft eine Saison lang im Kampf gegen den Abstieg begleitete, landete in einer schnell aufgezogenen, kaum beheizten Halle und bei Spielern, die die ganze Saison ein emotionales Auf und Ab mit Querelen und Aufatmen durchlebten. Der Trainer Ingo Freyer heizte den Spielern ein, der Erfolg blieb dennoch aus. Die Mannschaft engagierte den Aufbauspieler Michael-Hakim Jordan, die Streitigkeiten begannen. Jedoch, trotz der Zickerei unter erwachsenen Männern, bekam der Phönix Flügel und setzte zum Höhenflug an – und fiel doch immer wieder. Immerhin fielen andere Mannschaften tiefer in den Tabellenkeller, und der Phönix bekam in der nächsten Saison die Gelegenheit, sich tatsächlich aus der Asche zu erheben.
Er sei auf Hagen aufmerksam geworden, als er hörte dass die Basketballmannschaft übergangsweise in einem großen Zirkuszelt spielen sollte, so Dokumentarfilmer Pfeifer. Auch wenn dies letztendlich nicht eintraf, sah er in den Underdogs Potential für einen filmischen Beitrag. Das genaue Konzept sei ihm anfangs nicht klar gewesen. In dem ersten 25-seitigem Exposé stand etwas über die Hagener Basketballgeschichte und den geplanten Hallenbau. Nichts Konkretes. Er habe ja auch nicht absehen können, wie sich die Mannschaft entwickeln würde. Ein genaues Drehbuch sei gar nicht möglich, sei es doch von den Spielern abhängig gewesen. Spannend fand die Vertreterin des WDR die Sache allerdings nicht und so gab es nach seinem Exposé eine klare Absage und keine finanzielle Unterstützung für „einen Sportfilm, von denen es schon genügend gibt“. Pfeifer drehte daher lediglich nur mit dem von der Hochschule gestellten Geld und zusammen mit einem Kommilitonen, Tobias Tempel. Es habe für die persönlichen Spieler-Szenen völlig ausgereicht, zu zweit zu filmen. Bei Spielen seien ihm Freunde zu Hilfe gekommen, da passiere ja einfach sehr viel gleichzeitig.
Während der Saison fieberte Jörg Pfeifer mit der Mannschaft, beschäftigte sich mit Statistiken, Tabellen- und Punkteständen. Für Pfeifer, der als Jugendlicher selbst Basketball spielte, bei Brandt Hagen, war dies kein Neuland. Jedoch glaubt er, dass der Film ohne emotionale sowie rationale Anteilnahme nicht gelungen wäre. Anfangs hätten es die Spieler seltsam gefunden, ständig von der Kamera begleitet zu werden, doch nach einiger Zeit wäre es ihnen kaum noch aufgefallen. Andreas Marx, der als jahrelanger Fan im Hallenbau involviert war und ebenfalls an dem Abend anwesend war, bemerkte, dass er dachte, sich in Anwesenheit einer Kamera anders als gewohnt zu verhalten. Aber auch er habe die Kamera nicht mehr bemerkt und beinahe vergessen, auf der Toilette das Mikrofon abzuschalten.
Nach der Saison und nach 120 Stunden Filmmaterial sagte die WDR-Vertreterin letztendlich ihre Unterstützung zu, und Jens Pfeifer konnte mit Tobias Tempel und Alexander Krötsch (Produzent) mit der Postproduktion beginnen. Zur Uraufführung des Films am 08.11. im Cinestar Hagen kamen über 700 Gäste und Fans, dazu Spieler und Trainer. Ein Resultat, welches Jens Pfeifer sehr freut, war doch „Phönix in der Asche“ ein Versuch, eine Brücke zu schlagen zwischen Fans des Sports und Fans des Dokumentarfilms.
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