Hans-Dietrich Heimes hat Knieschmerzen. „Ich bin ein guter Tennisspieler“, sagt er. Der Dauerschmerz sei der Preis für die einseitigen Bewegungen. Seit er mit seiner Frau zum Intervalltraining des Vereins für Gesundheitssport und Sporttherapie Köln (VGS) gehe, könne er viel besser mit dem Schmerz umgehen. Der lasse anschließend deutlich nach, Heimes fühle sich belebt und beinahe „katzenhaft“. Außerdem mache der Kurs Spaß. Das merkt man an diesem Spätsommertag in Köln-Ehrenfeld, auf dem kleinen Rasengelände neben dem Vereinsgebäude. Die Frauen und Männer, die heute gekommen sind, wirken vertraut und lachen immer wieder während der Übungen. Endlich können sie wieder gemeinsam Sport machen, hier draußen oder in der vereinseigenen Sporthalle mit strengen Abstandsregeln und guter Durchlüftung.
Die Corona-Zeit hätten sie mit Online-Kursen per Zoom überbrückt, erzählt Björn Prieske, Kursleiter und stellvertretender Geschäftsführer des Vereins. „Wir waren vor Corona sogar mal gemeinsam kegeln“. Seit sechs Jahren ist er dabei, damals kam er frisch vom Sportstudium.
1989 wurde der VGS gegründet, kleinere Vereine gibt es deutschlandweit. Der Verein entstand aus Projekten an der Deutschen Sporthochschule Köln, erzählt Claudia Stiem, Sportlehrerin und Geschäftsführerin. Schon damals war bekannt: Bewegung wirkt bei vielen Erkrankungen therapeutisch und ist oft effektiver als eine Tablette. Immer mehr Projekteilnehmer mit Herzproblemen oder künstlichen Hüftgelenken wollten auf Dauer aktiv sein. Die Idee für den Verein war geboren. Es gibt Bewegungskurse in den Bereichen Rehabilitation und Prävention sowie Vereinsangebote. Die 70 Kurse tragen Namen wie „Fit durch Yoga“, „Lungensport“ oder „Gymnastik mit Gefühl“. Neben Kursangeboten für Erwachsene entwickelt der VGS außerdem Bewegungsangebote für Kinder und ist seit 2004 Träger von zwölf Offenen Ganztagsschulen.
Lebensqualität ist nicht käuflich
Besonders eindringlich kann Ingo Froböse die Vorteile von Bewegung gegenüber Pillen veranschaulichen. Er ist Vorstandsvorsitzender und Mitbegründer des Vereins sowie Professor und Leiter des Zentrums für Gesundheit und Sport durch Bewegung der Deutschen Sporthochschule Köln. Unterhält man sich mit ihm über sein Herzensthema, bekommt man ein schlechtes Gewissen und möchte am liebsten sofort die Joggingschuhe anziehen. „Sport hat keine Nebenwirkungen und stimuliert viele biologische Prozesse im Körper“, sagt Froböse. Er rate jedoch, bei akuten Problemen wie Rückenschmerzen kurzfristig Schmerztabletten zu nehmen. So könne sich der Patient trotzdem bewegen und der Nährstoff- und Sauerstofftransport bleibe erhalten. Das helfe bei der Heilung.
Das Problem seien vielmehr Dauermedikation und frei verkäufliche Schmerzmedikamente, welche nur symptomatisch wirkten: „Tabletten haben extrem viele Nebenwirkungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Sucht.“ Körperlichen Prozessen als bestes Medikament werde zu wenig Beachtung geschenkt, dabei ließe sich Lebensqualität nicht in der Apotheke kaufen. Ärzte befänden sich oftmals in einer Zwickmühle: Patienten verlangen nach schnellen Lösungen.
Bewegung im Verein sei immer besser als das YouTube-Video zu Hause. Denn Bewegung brauche individuelle Anleitung und Rückmeldung, ist Froböse überzeugt, da auch falsche Bewegung Schmerz auslösen könne.
Aktiv im Thema
www.akdae.de | Der Auftritt der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft mit umfassenden Infos u.a. zu Arzneimittelsicherheit und -therapie.
www.dhs.de | Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. versteht sich als Plattform für bundesweit tätige Verbände und Vereine, die Suchtkrankenhilfe anbieten.
www.bfarm.de | Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte informiert über entsprechende Prüfungs- und Zulassungsverfahren, Forschungen und rechtliche Aspekte.
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