Der Grinch verabscheut Weihnachten und alles, was damit einhergeht. Die Geschenke, das Festessen und erst dieser laute Gesang! Unausstehlich, wie die Huhs in Huh-Hausen das alljährliche Fest zelebrieren. Er schmiedet einen heimtückischen Plan, um Weihnachten ein für alle Mal abzuschaffen.
Der 1957 erschienene Weihnachtsklassiker von Theodor Seuss Geisel, alias Dr. Seuss, erfreut bis heute die Weihnachtsmuffelherzen von Jung und Alt. Mit einem ausgeprägten Gespür für Reimmelodien und einer ordentlichen Portion Sprachwitz bringt der US-amerikanische Autor seine Leserschaft zum Schmunzeln. Die Bildergeschichten des Autors sind weltweit bekannt und vermitteln wichtige Werte, so behandelt „Der Lorax“ (1971) das Thema Umweltzerstörung und Naturschutz: „Ich bin der Lorax: Ich sprech für die Bäume, denn die können’s ja nicht!“. Auch in „Horton hört ein Hu“ setzt der Elefant als Protagonist der Geschichte seine Stimme für die kleinsten unter den Urwaldbewohnern ein.
Ebenso lehrreich ist die Grinch-Erzählung, in der die wahre Bedeutung von Weihnachten im Vordergrund steht: Die Geschenke sind Nebensache, viel wichtiger ist, dass alle beisammen sind und das Miteinander feiern. Im heutigen Kontext kann die Geschichte auch als Kritik am vorweihnachtlichen Konsumverhalten gelesen werden. Der grummelige Grinch sieht ein, dass den Huhs materielle Dinge gar nicht viel bedeuten, wie der berühmte Reim am Ende der Geschichte zeigt: „Vielleicht zählt Kaufen gar nicht so sehr. Vielleicht geht’s bei Weihnachten doch um viel mehr!“ (Original: „Maybe Christmas doesn’t come from a store. Maybe Christmas, perhaps, means a little bit more”).
Für die im Kunstmann Verlag erschienene Neuauflage hat die deutsche Kinderbuchautorin und -illustratorin Nadia Budde den Klassiker von Dr. Seuss unter dem Titel „Der Grinch oder die geklauten Geschenke“ in neue Reime übersetzt und hebt sie so von der ursprünglichen Ausgabe ab, die lange vergriffen war. Bebildert ist die Geschichte aber immer noch mit den originalen Illustrationen von Dr. Seuss, die in Schwarz-Weiß mit farbigen Rot-Akzenten gehalten sind und in ihrem originellen Wesen den besonderen Zeichenstil des Künstlers einfangen.
Die grüne Kreatur des amerikanischen Autors und Cartoonisten hat im Laufe der Jahre Rekordzahlen gebrochen: Neben Buchverkaufszahlen in Millionenhöhe und Übersetzungen in über 45 Sprachen spielte die animierte Neuverfilmung des Bilderbuchklassikers von 2018 über 512 Millionen Euro ein, was die Geschichte zum erfolgreichsten Weihnachtsfilm aller Zeiten macht.
Dr. Seuss: Der Grinch oder die geklauten Geschenke | Aus dem Englischen von Nadia Budde | Kunstmann Verlag | ab 4 Jahren | 56 S. | 16 €
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Kindheit zwischen Buchseiten
„Die kleinen Bücher der kleinen Brontës“ von Sara O’Leary und Briony May Smith – Vorlesung 05/24
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Female (Comic-)Future
Comics mit widerspenstigen Frauenfiguren – ComicKultur 04/24
Erwachsen werden
„Paare: Eine Liebesgeschichte“ von Maggie Millner – Textwelten 04/24
„Ich komme mir vor wie Kassandra“
Jaana Redflower über ihren Roman „Katharina?“ und das neue Album der Gamma Rats – Interview 04/24
Von Minenfeldern in die Ruhrwiesen
Anja Liedtke wendet sich dem Nature Writing zu – Literaturporträt 04/24
Wortspielspaß und Sprachsensibilität
Rebecca Guggers und Simon Röthlisbergers „Der Wortschatz“ – Vorlesung 03/24
Lebensfreunde wiederfinden
„Ich mach dich froh!“ von Corrinne Averiss und Isabelle Follath – Vorlesung 03/24
Das alles ist uns ganz nah
„Spur und Abweg“ von Kurt Tallert – Textwelten 03/24
Spurensuche
Comics zwischen Wirklichkeit, Fantasie und Spektakel – ComicKultur 03/24
Wut ist gut
„Warum ich Feministin bin“ von Chimamanda Ngozi Adichie – Vorlesung 03/24
Unschuldig bis zum Beweis der Schuld
„Der war’s“ von Juli Zeh und Elisa Hoven – Vorlesung 02/24
Verse der Intersektionalität
Audre Lorde-Workshop im Fritz Bauer Forum – Literatur 02/24
Das Drama der Frau um die 50
„So wie du mich willst“ von Camille Laurens – Textwelten 02/24
Gertrude, Celeste und all die anderen
Progressive Frauen in Comics – ComicKultur 02/24
Sprachen der Liebe
„So sagt man: Ich liebe dich“ von Marilyn Singer und Alette Straathof – Vorlesung 02/24
Umgang mit Krebserkrankungen
„Wie ist das mit dem Krebs?“ von Sarah Herlofsen und Dagmar Geisler – Vorlesung 01/24
Schlummern unterm Schnee
Alex Morss’ und Sean Taylors „Winterschlaf – Vom Überwintern der Tiere“ – Vorlesung 01/24
Tanz in der Kunst
Sachbuch von Katharina de Andrade Ruiz – Literatur 01/24
Held:innen ohne Superkraft
Comics gegen Diktatur und Ungerechtigkeit – ComicKultur 01/24
Am Küchentisch
„Kleiner Vogel Glück“ von Martin Mandler – Textwelten 01/24
Federknäuel im Tannenbaum
„Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind“ von Erhard Dietl – Vorlesung 12/23
Glühender Zorn
„Die leeren Schränke“ von Annie Ernaux – Textwelten 12/23
Reichtum und Vielfalt
„Stärker als Wut“ von Stefanie Lohaus – Klartext 12/23
Die Umweltschutzuhr tickt
„Der Wald ohne Bäume“ von Jeanne Lohff – Vorlesung 12/23