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Schwelgt in anderen Sphären: Sänger Greg Gozales
Fotos: Dominik Lenze

Stille Ekstase

14. März 2016

Cigarettes after Sex in der Christuskirche Bochum – Musik 03/16

Mit Bildern und Promotion halten sie sich zurück, Konzertrezensionen findet man nur wenige und wenn, dann höchstens auf Tschechisch. Doch nicht nur der „Rolling Stone“ hält Cigarettes After Sex für eine der Bands, die man dieses Jahr auf jeden Fall im Auge behalten sollte: Auch in Bochum hat die Band mit dem Gefühl fürs sanfte Tempo und musikalischen Slow-Tempo-Traumfängern wie „Affection“ eine stabile Fanbase: Die Christuskirche war zumindest voll, als die Reihe Urban Urtyp am Sonntag ihren markanten Quader in der Kulturkirche aufstellte, um der jungen Band aus Brooklyn eine Bühne zu bieten.

Chill-Out-Stimmung in der Christuskirche, Cigarettes After Sex sorgen für den passenden Soundtrack

Sanft. Ganz sanft ist der Sound von Cigarettes After Sex. Die verspielten und traurigen Gitarrenklänge erinnern an Warpaint, die Atmosphäre überhaupt an The XX – an die Kuschelstimmung des zweiten Albums, nur etwas düsterer. Aber dieses kuschelige Düster, so wie ein mit stimmungsvoll gedämpftem Licht beleuchteter Raum eben düsterer ist als ein steril ausgestrahltes, totes Zimmer. Und eben auch schöner. Entspannt bis zur oft gesuchten inneren Ruhe.

Wie in Trance

Genau die findet man, inhaliert man die Songs von Cigarettes After Sex: der Drummer spielt reduzierte, zurückhaltende Loops, im nie zu schnellen Takt von Songs wie „Nothing‘s gonna hurt you, baby“ fällt die Asche wie in Zeitlupe von der Zigarettenspitze, zerstäubt still im Aschenbecher und Greg Gonzales singt verschlafen von Liebe, während hypnotische Keyboard-Töne durch den Saal wabern.

Ambient Pop nennt sich das Genre, dass Cigarettes After Sex bedienen. Das passt ganz gut, Trance wäre aber vielleicht der bessere Begriff: Die Jungs aus Brooklyn gehören zu diesen ganz besonderen Musikern, die man in jedem Genre findet (Dubstep: Burial, Rap: Tua, was auch immer: The XX) und die es schaffen, etwas unglaublich Tiefliegendes, Irrationales, Sinnliches im Hörer zu berühren. Man hört diesen Musikern nicht einfach zu, das Ich lässt locker und gibt sich ganz einer aufwühlenden, stillen Ekstase hin.

Dominik Lenze

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