Bochum, 10. Dezember – Das soziale Straßenmagazin bodo ist in Bochum und Dortmund als alternative Stimme in der Presselandschaft des Ruhrgebiets seit Jahren eine feste Größe. So gut wie jeder in der Region kennt – zumindest vom Sehen – einige der VerkäuferInnen, die das Magazin unters Volk bringen. Ihnen wurde jetzt ein kleines filmisches Denkmal gesetzt. Im gut besuchten Metropolis im Bochumer Hauptbahnhof feierte der Dokumentarfilm „Brüchige Biografien“ seine Kino-Premiere. Eine ganze Reihe von bodo-VerkäuferInnen war dabei, darunter die fünf Film-ProtogonistInnen, die uns einen nahen und eindrücklichen Einblick in ihren Alltag geben.
Schon als die ZuschauerInnen im Kino-Foyer eintrudeln, herrscht die freundschaftliche und offene Atmosphäre, die die Arbeit von bodo e.V. auszeichnet. Chefredakteur Bastian Pütter führte gemeinsam mit Oliver Philipp in den Film ein und stellte Philipp Huster vor. Er gehört zusammen mit Loan Temming und Stefan Schiwy zu dem Filmteam, das in enger Zusammenarbeit mit bodo e.V. das Dokumentar-Projekt auf die Beine gestellt hat. Ihr Geld verdienen die drei eigentlich mit Image-Filmen, erzählt Huster im Vorfeld. Sie hatten einfach Lust darauf, mit einem anderen Anspruch eine eigene freie Filmarbeit zu starten. Bei bodo stießen sie auf Begeisterung, und schnell wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Die Sympathie der Filmemacher für die StraßenverkäuferInnen und ihre Lust, deren Leben kennenzulernen durchdringt den Film.
Mit den fünf ProtagonistInnen verbringen sie Zeit an ihren angestammten Verkaufsplätzen; außerdem gibt es lange Gespräche mit jedem einzelnen Verkäufer, in denen diese ihre Geschichte erzählen. Man habe sie sprechen lassen ohne große Vorgaben oder Erwartungen, erklärt Huster. Dadurch, dass die ProtagonistInnen selbst die Sprecherrolle inne haben, wahrt der Film einen wohltuenden Respekt. Die Gründe dafür, irgendwann nicht mehr klar zu kommen und auf der Straße zu landen, sind vielfältig: Kinderheim, häusliche Gewalt, abgebrochene Ausbildung, Drogensucht, Krankheit, Gefängnis, Arbeitslosigkeit, Armut, Haltlosigkeit und Abhängigkeit sind einige der Übel, die sich in unterschiedlichen Nuancen durch diese brüchigen Biografien ziehen. Dahinter stehen die Menschen mit ihrem Witz und Überlebenswillen, ihrer Freundlichkeit und ihren Talenten.
Gökkan etwa lernen wir als Künstler kennen, der Gemälde von beeindruckender Energie und Brillanz malt. Das Geld, um sich überhaupt Mal-Utensilien kaufen zu können, verdankt er zwei großzügigen Spenden von bodo-Kunden, die er beim Verkauf des Straßenmagazins kennenlernte. Sein Traum: Eine Ausstellung, um seine Arbeit zu präsentieren. Auch wenn nicht jedes Gespräch auf der Straße so schicksalhaft das Leben verändert, sind es die vielen kleinen, oft sehr freundlichen Begegnungen, die Menschen Halt geben, die jeden Halt verloren haben. Das erzählen alle VerkäuferInnen in Variationen: „Ohne das Straßenmagazin wüsste ich gar nicht, was ich machen sollte.“ „Vielleicht wäre ich gar nicht mehr am Leben.“ „Ich liebe bodo. Und meine Leute auch.“
Der Film konzentriert sich ganz auf den Alltag und das Schicksal der VerkäuferInnen. Deshalb sei hier hinzugefügt, dass die journalistische Qualität von bodo hervorragend ist. Für 2,50 €, von denen jeweils 50% an die rund 100 VerkäuferInnen geht, unterstützt man nicht nur eines der besten sozialen Projekte im Revier, sondern erwirbt auch ein Qualitätsmedium, das sich jeden Monat zu lesen lohnt.
Wer die Arbeit von bodo e.V. und andere karitative Einrichtungen für Menschen in schwierigen Lebenslagen kennenlernen möchte, dem sei eine Stadtführung mit einem bodo-Verkäufer in Bochum oder Dortmund empfohlen. Anmelden kann man sich unter info@bodoev.de. Den Film „Brüchige Biografien“ kann man als DVD direkt auf der Straße erwerben. Der Erlös geht an die VerkäuferInnen.
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