Bochum bleibt solidarisch – so das Motto der rund 250 Menschen, die am Freitagnachmittag dem nasskalten Wetter trotzen und sich am Bochumer Rathaus versammeln. Die vom Bochumer Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit sowie dem Bochumer Bündnis gegen Rechts veranstaltete Kundgebung will ein Gegenentwurf sein zu den spazieren gehenden und quer denkenden Menschen, die die Nachrichten dominieren. Wer gemeinsam mit Rechtsextremisten demonstriert und Vergleiche zum Holocaust ziehe, habe sich nicht mehr auf die Meinungsfreiheit zu berufen, so die Vorsitzende des DGB Bochum und Moderatorin der Kundgebung, Bettina Gantenberg.
„Raus aus der Ich-Bezogenheit“
Kirchen-Intendent Gerald Hagmann, Superintendent des Bochumer Kirchenkreises, beklagt die „Ich-Bezogenheit“, mit der viele Coronaskeptiker:innen argumentieren würden. Es gehe schließlich auch um den Schutz anderer. Regine Hammerschmidt vom Kinder- und Jugendring hingegen kritisiert die viel zu wenig thematisierte Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie. Viele Angebote wie Hausaufgabenhilfen seien einfach weggefallen, gleichzeitig seien Jugendliche in der Öffentlichkeit oft nur als Feiernde dargestellt worden.
Relativierung des Holocaust
Auf die „absurde“ Testsituation in Schulen weist Sonderpädagoge Dietmar Fischer hin. Aktuell wird zweimal die Woche in den Klassen ein Pool-PCR-Test gemacht. Liegt anschließend ein positiver Fall vor, treffe sich die gesamte Klasse erneut in einem Raum und mache gemeinsam einen Schnelltest, so Fischer.
Auch die katastrophalen Zustände im Pflegebereich werden von der Pflegerin Caroline Heitmann geschildert. Begleitend sammelt die Volksinitiative Gesunde Krankenhäuser in NRW Unterschriften – die Initiative vom Bündnis für gemeinwohlorientiertes Gesundheitswesen fordert unter anderem die Abschaffung der umstrittenen Fallpauschale. Am meisten Applaus erhält jedoch der Comedian und Poetry-Slammer Sebastian 23, dem das letzte Wort gebührt und der zum Rundumschlag gegen die Querdenken-Szene ausholt. Jeglicher Vergleich zu Menschenexperimenten oder Judenverfolgung sei nichts anderes als eine Relativierung des Holocaust. Bereits Vorredner Tim Ackermann vom DBG-Bildungswerk hatte auf die gelben „Ungeimpft“-Sterne verwiesen, die vereinzelt auch bei den Querdenken-Veranstaltungen in Bochum zu sehen waren.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Dokumentation rechten Terrors
„Der Halle-Prozess“ in Bochum – Spezial 03/23
Keinen Schlussstrich ziehen
Erinnerung an die Opfer des NSU in Dortmund – Spezial 03/23
Zwischen Widerstand und Well-being
Feministischer Thementag am Schauspiel Dortmund – Gesellschaft 03/23
„Gemessen am Osten verlief der Strukturwandel hier sanft“
Ingo Schulze über seine Erfahrungen als Metropolenschreiber Ruhr – Über Tage 02/23
Abschiebungshaft und Rassismus
Veranstaltungsreihe „Anwält*innen für Demokratie und Menschenrechte“ in Bochum – Spezial 01/23
„Wir werden uns der Abbagerung in den Weg stellen“
Linda Kastrup über die geplanten Klima-Proteste in Lützerath – Spezial 01/23
„Die Welt ist ein Stück weit aus den Fugen geraten“
Bernhard Docke über die Entwicklung der Menschenrechte – Spezial 01/23
„Im Fußball fanden die Menschen den Halt“
Ben Redelings über die Bedeutung des Ballsports im Ruhrgebiet – Über Tage 01/23
„Typen wie wir verewigen einen Ruhrpott-Charme“
Gerrit Starczewski über seinen Film „Glanz, Gesocks & Gloria“ – Über Tage 12/22
Abwärtsspirale der Menschenrechte
Anwalt des einstigen Guantanamo-Häftlings Murat Kurnaz in Bochum – Spezial 11/22
„Dieser Arbeitskampf bestimmte unser Leben“
Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf über den Streik der Hoesch-Frauen – Über Tage 11/22
Fragen an Baerbock
Außenministerin beim Bürger:innendialog in Bonn – Spezial 10/22
Emotionaler Appell von Kölner Kinderchor
Musikvideo „Mer künnte Fründe weeden“ – Spezial 09/22
„Die Transformation liegt hier in der Luft“
Sofia Mellino über ihren Film „Future Ruhr“ – Über Tage 10/22
„Die junge Generation macht hier einfach ihr Ding“
Sandra Da Vina über die Kreativbranche im Ruhrgebiet – Über Tage 09/22
„Wir Ruhrgebietsmenschen sind kleine Gallier“
Hennes Bender über seine Asterix-Bände und den Charme des Potts – Über Tage 08/22
„Zeit, sich diverser zu präsentieren“
Rapper Schlakks über Potentiale und Kolonialismus im öffentlichen Raum – Über Tage 07/22
Das Trauma der Kurdinnen und die neue Weltpolitk
Amineh Kakabaveh in Bochum – Spezial 06/22
Einspruch gegen Aufrüstung
Aktion „Der Appell“ von Jan Dieren (SPD) – Gesellschaft 05/22
Eine klare Botschaft
Friedenskundgebung „Peace Please“ auf dem Kölner Heumarkt – Spezial 04/22
Utopien nicht nur für Frauen
Auftakt der Feministischen Aktionswochen Bochum – Spezial 03/22
Komplott-Kompott
Legendenbildung um einen Aggressor – Spezial 03/22
Solidarität mit der Ukraine
Friedensdemonstration gegen den russischen Überfall – Spezial 03/22
„Nicht nur zum Feiern zusammenstehen“
Stimmen von der Kölner Friedensdemo – Spezial 03/22
Sabotage für das Klima
Extinction Rebellion in Wuppertal