Ahmad Ismail ist ein kurdischer Schriftsteller syrischer Herkunft, der hauptsächlich Theaterstücke schreibt und bekannt dafür ist, in seinen Schriften nach dem verlorenen Frieden in seinem Land zu suchen.
Seit dem Jahr 2015 lebt er in Deutschland. Nach seiner Ankunft im neuen Land begann er die deutsche Sprache und schrieb ein erstes Theaterstück auf Deutsch, welches für Kinder geeignet war und auch in einem Kindergarten von Kindern aufgeführt wurde. In Zukunft möchte er weitere Theaterstücke auf Deutsch schreiben, und hofft, dass diese dann auch im Schauspielhaus Bochum präsentiert werden.
Bei der Buchvorstellung im Forum Gemeinsam für Integration in Bochum wurde nun sein neues Buch mit dem Titel „Layl Alqurabin“ (arab.: ليل القرابين, dt.: „Nacht der Opfer“) präsentiert, das aus mehreren kurzen Theaterstücken besteht. Dabei war der kleine Saal war mit mehr als fünfzig Gästen gut gefüllt. Mit einer kurzen Rede eines Freundes des Schriftstellers fing die Veranstaltung an. Nachdem dieser einige Werke des Autors benannt hatte, übergab der Freund das Wort an Ismail. Dieser bedankte sich für die Anwesenheit jedes einzelnen und erzählte dann über das neu geschriebene Buch: Die sechs Theaterstücke beschreiben drei Phasen, die die Bevölkerung in Syrien erleben musste: Als erste Phase schrieb er über die Rolle der Geheimdienste in Syrien, und die angespannte und politisch aufgeladene Stimmung im Jahr 2011. Dann ging er auf die Phase ein, als die Menschen nicht mehr schweigen wollten und begannen zu protestieren .Als letztes schrieb er über den Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs.
Durch seine Auswahl an kurdischen Charakteren in seinem Buch, bezog er sich auf die Lage der Kurden in Syrien. Diese Charaktere sollen die Verluste symbolisieren, die die Bevölkerung nach und nach erleben musste. Diese Verluste bezeichnet er unter anderem als „Tod der Liebe“, „ Tod der Menschlichkeit“, „Tod des Glaubens“, „Tod der Zukunft“ und „Tod des neuen Tages“. Seine Buchfiguren sind zwar fiktional, jedoch stellen sie einen klaren Bezug zur Realität her, denn genau diese Verluste musste die Bevölkerung erleben. Auch vor dem Hintergrund des aktuellen Konfliktes der Kurden mit der Türkei ist seine Buchvorstellung relevant.
Den 59-jährigen bewegte ein einfacher Grund dazu, das Buch zu schrieben, erzählte er: Er habe gewollt, dass die Lage Syriens in Form der sechs kleinen Theaterstücke dargestellt werde, da diese beim Publikum sofort verstanden werden. „Viele Menschen haben Angst vor Theaterstücken, da diese manche Sachen direkt ansprechen“,fügte Schriftsteller Ismail hinzu.
Nach etwa 90 Minuten kam er zum Ende seiner Vorstellung und beendete diese mit dem Zitat „Wir müssen ein Theaterstück so hinnehmen, wie ein Theaterstück hingenommen wird und nicht wie man Politik hinnehmen würde, denn sobald Politik ins Spiel kommt, gibt es viele Meinungsverschiedenheiten, die eventuell zu einem Konflikt führen könnten.“ Danach gab er Anderen die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ihre Meinung zu äußern, oder etwas anzumerken. Zum Abschluss signierte er Bücher und führte individuelle Gespräche mit den Gästen, welche große Begeisterung und Freude an dem neuen Buch zeigten.
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