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Wenn Elektromobilität so einfach wäre ...
Foto: Francis Lauenau

Spannende Autos

25. August 2011

Durch Elektromobilität wird das Leben im Ruhrgebiet schöner - THEMA 09/11 ELEKTROMOBILITÄT

In diesem Monat ist es wieder so weit. Leichtbekleidete Damen werden sich auf blechernen lackierten, länglichen Gegenständen räkelt. In Frankfurt öffnet vom 15. bis zum 25. September die 64. Internationale Automobilausstellung. Aber nicht nur der Kilowatt-Fetisch wird gefeiert, sondern auch das Auto als Spielmobil. Die digitale Welt hat längst das Armaturenbrett in einen Kommandostand eines Raumschiffes verwandelt. Videokameras und Sensoren machen das Einparken zum multimedialen Erlebnis. Bei voller Fahrt bremst der Bordcomputer auch für Tiere und Männer. Jeder Handgriff wird dem modernen Fahrer durch unzählige Elektromotoren abgenommen. Aber neben den schnellsten und komfortabelsten Schlitten bekommt eine dritte Spezies von Kraftfahrzeugen immer mehr Aufmerksamkeit. Das Elektroauto wird in Frankfurt der Renner sein. Dabei ist Elektroauto nicht gleich Elektroauto. Schon heute werden Hybridfahrzeuge, also Autos mit Benzin- und Elektroantrieb, in verhältnismäßig hoher Stückzahl serienmäßig gefertigt. Reine Elektroflitzer gibt es vom Bastler und auch von der Manufaktur als Leichtfahrzeuge. Diese haben annehmbare Reichweiten. Allerdings mag der Autonarr darin keinen gleichwertigen Ersatz für seinen Verbrenner sehen. Aber auch für verwöhnte Automobilisten gibt es Lösungen. Der Tesla-Roadster, für knapp 120.000 Euro zu haben, sieht aus wie ein Porsche, beschleunigt auch so, muss aber nach 200 km wieder an die Dose. Entwickelt sich also der Elektroautomobilmarkt zu einer Nische für Öko-Snobs?

Die Pläne der Industrie sehen anders aus. Lange bevor die Grünen ihr demoskopisches Allzeithoch feierten, beendeten europäische Autobauer ihren Dornröschenschlaf und setzten den hybriden Modellen aus Fernost etwas entgegen. Bereits im kommenden Jahr werden Kleinwagen und Mittelklassewagen mit reinem Elektroantrieb von vielen deutschen Herstellern auf den Markt kommen, allerdings etwa für den dreifachen Preis eines vergleichbaren Benziners. Auch der einzig regional verortete Autobauer wird mit dem Opel Ampera mit von der Partie sein. Die geringe Reichweite des batteriegetriebenen Autos wird durch einen 83-PS-Verbrennungsmotor verlängert. Allerdings dient dieser im Gegensatz zu den herkömmlichen Hybridfahrzeugen in der Regel nur zum Aufladen. Wer nur bis zu 80 km zur nächsten Ladestation fahren muss, kann den Wagen komplett mit Strom betreiben. Fährt man ruppiger oder länger, werden bis zu fünf Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Einen weiteren kleinen Schönheitsfehler aus Bochumer Sicht hat der Ampera. Er wird zunächst nur in England gebaut. Optimisten allerdings rechnen damit, dass die Elektromobilität auch dem Revier einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert. Als Carl Benz 1885 seinen Motorwagen der Öffentlichkeit vorstellte, wurde er verlacht. Hätte man jenen schadenfreudigen Menschen die heutige A40 an einem Freitagnachmittag zeigen können, ihnen wäre das Lachen vergangen. Oder sie hätten zumindest aus einem anderen Grund gelacht.

Nicht nur unter der Motorhaube sondern unter der Schädeldecke des Autofahrers muss sich etwas verändern.

Diese Vision zeigt: selbst das Elektroauto kann nicht alle Probleme einer auf immer mehr Mobilität fixierten Gesellschaft lösen. Zwar schonen Akku-Autos Ölreserven, vermeiden Feinstaub und vermindern den CO2-Ausstoß, der ewige Stau wird aber bestehen bleiben. Nicht nur unter der Motorhaube sondern unter der Schädeldecke des Autofahrers muss sich also etwas verändern.

Das Zauberwort heißt „vernetzte Mobilität“. Schon heute stehen für verschiedene Reiserouten passende und ökologisch unbedenkliche Verkehrsmittel zur Verfügung. Innerstädtischer Verkehr ist, möchte man auf den oft unkomfortablen öffentlichen Personennahverkehr verzichten, mit Elektro- und Hybridfahrzeugen und den immer populärer werdenden Elektro-Fahrrädern gut zu bewältigen. Dem legendären Stau auf der A 40 ist mit Elektroautos aber nicht beizukommen. Gerade im Mittelstreckenbereich stoßen sowohl Elektrofahrzeuge wie auch öffentlicher Verkehr an ihre Grenzen. Elektroautos haben eine geringe Reichweite. Ab einer gewissen Streckenlänge und Geschwindigkeit sind sie längst nicht mehr so ökologisch wie versprochen. Der Nahverkehr im Ruhrgebiet allerdings ist ein Abenteuer für sich. Zu Stoßzeiten sind die Züge hoffnungslos überfüllt. Nachts schmälern gelegentlich unfreundliche Mitreisende den Genuss der Mobilität. Und wenn man nicht gerade von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof reisen möchte, kann das ewige Warten und Umsteigen zur Tortur werden. In den letzten Jahren wurden deshalb zunehmend Leihsysteme in Bahnhofsnähe populär. Ständen für kleines Geld an den Nebenausgängen der Hauptbahnhöfe von Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund Elektroautos bereit, die S-Bahn könnte im Minutentakt zwischen den Städten verkehren. Was aber macht dann der Zeitgenosse, der seinen Status über seinen fahrbaren Untersatz definieren will? Auch hier hat die Akku-Branche unterhalb des Tesla Roadster eine Lösung parat. Pedelecs gibt es inzwischen für bis zu 30.000 Euro zu kaufen.

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Lutz Debus

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