Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26

12.560 Beiträge zu
3.788 Filmen im Forum

Juan Uslé, Soñé que revelabas (Tigris), 2007, Vinyl, Dispersion und Pigment auf Leinwand, 274 x 203 cm (Ausschnitt)
© J. Uslé, Foto: Christopher Burke

Schwarz bei Tag

29. April 2014

Juan Uslé im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 05/14

Das Kunstmuseum Bonn setzt seine lose Folge zur Abstraktion in der Malerei der Gegenwart derzeit mit dem Spanier Juan Uslé fort und zeigt damit einen weiteren Künstler auf Weltklasse-Niveau. Bei Uslé liegt die Stärke in der Konzentration auf ein Verfahren der Bildanlage, welches er schon am einzelnen Bild durchexerziert und das in seiner Konsequenz noch poetische Züge annimmt. Es ist sehr gut, dass sich das Kunstmuseum Bonn auf die große, in Uslés Werk zentrale Bildgruppe „Soñé que revelabas“ beschränkt, welche seit 1997 entsteht und mittlerweile rund 50 Bilder umfasst.

Der Titel ist Programm: „Ich träumte, dass Du erscheinst“. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Realität und Irrealität, Konkretheit und Abstraktion. Zeit der möglichen visuellen Begegnung ist die Nacht, tatsächlich hat Uslé die Bilder zu großen Teilen in ihr gemalt. Basso continuo ist das Schwarz, das bei Uslé über unzählige Schattierungen, Aufhellungen und Transparenzen verfügt. Uslé setzt sich Vorgaben: Er malt auf überlebensgroße Hochformate und er setzt die Farbe mit dem Pinsel von Rand zu Rand in horizontalen Zeilen, die jeweils einem eigenen Duktus mit einer eigenen Farbintensität folgen. Die Zeilen füllen das gesamte Bildformat. Dabei bewahrt sich Uslé die Option, farbige Stellen, Streifen oder Punkte, oft in einer eigenen Ordnung, abschließend zu setzen und damit den Eindruck von Licht zu steigern. Diese Bilder sind hoch konzentriert ausgeführt in einem Rhythmus, in den sich auch der Betrachter kontemplativ versenken kann; im Handschriftlichen begehren sie dagegen zugleich auf.

Jedes der etwa dreißig Bilder in der Bonner Ausstellung ist anders, hat seine eigene Geschichte, ist mal räumlicher angelegt, verbleibt dann wieder stärker in der Fläche, ist ganz abstrakt oder fast schon direkt gegenständlich zu lesen, etwa wenn eine Goldkette zwischen Regalfächern rankt. Immer wieder erinnert das Bildgeschehen an das Schreiben eines Gedichtes oder an transparente Schleier. Konstitutiv ist der Bewegungsimpuls, der einerseits subjektiv ist und an das Schlagen des Herzens erinnern könnte (im Verständnis von Uslé), andererseits durch die Zeilen und Raster eine Objektivierung erfährt.

Juan Uslé wurde 1954 in Santander geboren, heute lebt er abwechselnd in Nordspanien und New York. In Deutschland ist er seit seiner Teilnahme an der documenta IX 1992 bekannt – völlig zu recht, wie die Ausstellung in Bonn bestätigt. Um von seinen beiden Lebens- und Arbeitsmittelpunkten zu sprechen: Seine Malerei vereint mediterrane Gelassenheit und vibrierenden Pulsschlag, barocke Zärtlichkeit und Coolness, Transparenz und Hermetik. Die Werkgruppe „Soñé que revelabas“ besteht aus Meisterwerken jenseits von Moden.

„Juan Uslé, Dunkles Licht“ | bis 25.5. | Kunstmuseum Bonn | 0228 77 62 60

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

IF: Imaginäre Freunde

Lesen Sie dazu auch:

Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24

Der Mensch bei sich
Hede Bühl in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 03/21

Aus der Distanz ganz nah
Bert Didillon und Hanna Kuster bei den Grölle pass:projects in Wuppertal – Kunst in NRW 03/21

Rendezvous der Bildhauer
Henry Moore im Arp Museum Rolandseck – Kunst in NRW 10/17

Der letzte Auftritt
ZERO im LVR-Landesmuseum Bonn – Kunst in NRW 03/17

Hinter dem Vorhang
„Symbolismus heute“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 01/17

Unter Meistern
Die Stiftung Bührle im Wallraf-Richartz-Museum Köln – Kunst in NRW 12/16

Vom Funktionieren einer Stadt
Die Römer in Hamm – Kunst in NRW 08/16

Landschaften unter Tage
Es gibt ein neues Museum in Bochum – und was für eins – Kunstwandel 01/16

Die Meister in Japan
Die Impressionisten in der Bundeskunsthalle Bonn – Kunst in NRW 01/16

Blick in die Karten
„Weltkunst“ in Wuppertal – Kunst in NRW 11/15

Der Mensch in Stücken
„Avatar und Atavismus“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/15

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!