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Das Ende der Diplomatie: „Mehltau“
Foto: Trondheim/Reprodukt

Für die Vernunft

28. März 2022

Kampf für Arbeitsrechte und gegen Tyrannen – Comickultur 04/22

Man kennt es von vielen Fällen, am prominentesten vielleicht vom Teflon der Firma DuPont: Es werden Stoffe und Chemikalien entwickelt und ohne genügende Absicherung verarbeitet. Die Menschen in der Umgebung oder den Fabriken kommen regelmäßig damit in Kontakt, und erst wenn sich Krankheiten und Sterbefälle häufen, erfahren die Betroffenen von den gesundheitlichen Schäden – oft zu spät. So war es auch bei den sogenannten „Radium Girls“, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in New Jersey die fluoreszierende Leuchtfarbe auf die Ziffernblätter von Uhren aufgetragen haben. Die französische Comickünstlerin Cy erzählt in expressiven Buntstiftzeichnungen von jener Gruppe junger Frauen, die schließlich gegen das Unternehmen geklagt hat und damit das Thema Arbeitsrechte popularisierte. Der in geschwungen-expressiven Zeichnungen gehaltene Comic berichtet sowohl vom Leid der Arbeiterinnen als auch von ihrem historisch bedeutsamen Kämpfergeist (Carlsen).

Mit „Mehltau“ ging Lewis Trondheim 1994 weiter in der Geschichte zurück – ins Mittelalter. Und doch wirkt seine Mantel- und Degen-Action, die gerade neu aufgelegt wird, aktueller denn je. Der dritte Schwarzweißband um Trondheims berühmte Figur Herr Hase, bevor dieser regulär farbig in Serie ging, ist eine einzige aberwitzige Verfolgungsjagd zwischen dem Putschisten Mehltau und Hase, einem Revolutionär. Gerade ist auch der 20. Band „Die fröhliche Apokalypse“ der inzwischen drei Herr Hase-Reihen erschienen – auf gewohnt hohem Niveau. Ein Ende ist nach dem Relaunch vor ein paar Jahren glücklicherweise nicht in Sicht (Reprodukt).

Die Fachzeitschrift Reddition erscheint seit 1984 zu unterschiedlichsten Comic-Themen und -Künstlern. Die Doppelnummer 74/75 widmet sich ganz dem Thema „Comic und Musik“. Eine spannende Exkursion in die fehlende Tonspur des Mediums, was von vielen Künstlern weniger als Mangel denn als Herausforderung verstanden wird. Die Texte und Interviews beschäftigen sich fundiert mit Robert Crumb, Reinhard Kleist (mit einem Interview zu seinem neuen Bowie-Comic), Serge Clerc, Bill Sienkiewicz, den Peanuts, den Beatles, Bowie, Kiss sowie Hip Hop und Jazz im Comic. Außerdem werden Musiker erwähnt, die Comics produzieren, und gezeichnete Plattencover dargestellt. Die 100 Seiten sind reich bebildert (Edition Alfonz).

Christian Meyer-Pröpstl

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