Die Fachwelt ist sich einig wie selten: Daniel Clowes‘ „Monica“ ist ein Meisterwerk! Schauen wir mal genauer hin: Clowes („Ghost World“, „Wilson“, „Daniel Boring“, „Patience“ uvm.) erzählt in seinem neuen Comic im gewohnt grellen Stil zwischen Pop Art und Pulp vom Leben einer Frau, die bei ihren Großeltern aufgewachsen ist und nach mehreren Lebensstationen ihre Eltern sucht – und damit vielleicht auch das Glück, dass sie zuvor nicht finden konnte. Dabei streift sie übersinnliche Momente, finanziellen Erfolg und religiöse Offenbarungen. Die Sinnsuche ist elliptisch in losen Episoden erzählt, die zudem von fantastischem Pulp-Horror unterbrochen werden. Aber auch da findet man Zusammenhänge zu Monica, wie sich auch zwischen den einzelnen Episoden langsam aber sicher ein dichtes Netz an Verweisen entfaltet. Hin-und-her-Blättern oder mehrmals lesen ist unbedingt empfohlen bei diesem, ja, tatsächlich: Meisterwerk (Reprodukt).
Auch dem Vielzeichner Lewis Trondheim wird massenhaft Meisterschaft nachgesagt. Als würden all seine Comics und Serien („Herr Hase“, „Donjon“) nicht reichen, legt er jetzt mit noch einer neuen Serie los: „Ein Neuer an der Schule“ heißt der erste Band von „Aurora und der Ork“ und soll für Leser:innen ab acht Jahren sein, ist aber reichlich brutal, wenn auch nicht explizit. Aber genau so süß! Aurora ist anscheinend die einzige, die den kinderfressenden Ork erkennt, alle anderen sehen ihn als normales Kind. Da sind Probleme vorprogrammiert. (Reprodukt). Pünktlich zur ungewissen Zukunft der USA: Jörg Hartmann („Wilsberg“) und Julian Voloj („Basquiat“, „Ghetto Brother“) ergründen anhand der Entstehungsgeschichte der Freiheitsstatue den demokratischen Kern der USA. „Liberty“ heißt der schön in Aquarell gezeichnete Band (Splitter).
Eine schöne Überraschung zum Jahresende ist das Erscheinen der Comixene 148. Das Comic-Magazin erschien erstmals 1974 und hatte eine bewegte, von Höhen, Tiefen und diversen Pausen begleitete Geschichte. Nun versucht es der Comixene-Mitgründer Andreas C. Knigge nochmals in der Edition Alfons, mit einem 150 seitigen Jahresheft mit vielen Abbildungen. Die Ausgabe widmet sich den 111 besten Graphic Novels mit Kritiken, Essays und Interviews und vielen Gastbeiträgen. Im ‚Journal‘ widmet man sich zudem aktuellen und historischen Comic-Themen.
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